Mülheim-Heißen. Ist der Bereich um das Rhein-Ruhr-Zentrum eine Art rechtsfreier Raum für Raser? Anwohner kritisieren Lärm durch getunete Autos mit ihren lauten Musikanlagen und das angeblich wegschauende Auge der Polizisten. RRZ-Manager und Polizei bestreiten, dass diese Wahrnehmung der Realität entspricht.
Ein junger Fahrer verliert in der Nacht vom 25. auf den 26. Oktober am Humboldtring die Kontrolle über sein Auto, der Wagen überschlägt sich mehrmals, bleibt auf dem Dach liegen. Zum Glück sind beide Beifahrer und auch der Fahrer, der den Führerschein erst seit zwei Wochen besitzt, nur leicht verletzt. Dass die Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Stundenkilometern auf dieser Straße nicht beachtet wurde, liegt da wohl nahe.
„Das Rhein-Ruhr Zentrum wird gezielt von der Polizei gemieden“, sagt ein Anwohner, der anonym bleiben will. Er führt weiter aus: „Autorennen in 30er Zonen ... und dröhnende Bässe mitten in der Nacht... ein rechtsfreier Raum rund um das RRZ.“ In der relevanten Nacht will er dort ein Autotuner-Treffen ausgemacht haben, das sich erst nach Mitternacht aufgelöst haben müsse.
Autotuner trafen sich am Rhein-Ruhr-Zentrum
Die gemeinten Autofans zeigen sich im Internet auf Bildern und in Videos mit ihren PS-starken Karossen. Um zu demonstrieren, was die Gefährte unter der Haube haben, wird mit quietschenden Reifen angefahren. Ort der Aufnahmen ist das Rhein-Ruhr Zentrum, Aufnahmedatum ist der Februar 2013.
„Wir hatten hier eine Zeit lang ein paar Autotuner, die sich auf unserem Gelände getroffen haben“, erläutert Center-Manager Sascha Schönherr. Die jungen Leute wären aber weder durch Vandalismus, noch durch Raserei aufgefallen. Da man mitten in der Nacht aber keine Versammlungen auf dem Gelände des RRZs haben wollte, wies die Center-Leitung ihre Sicherheitsleute darauf hin, die Tuner wegzuschicken.
Geschwindigkeitkontrollen am Humboldtring
Seit etwa einem Jahr habe man keine Treffen mehr feststellen können, auch Anwohner-Beschwerden gebe es seither nicht mehr. „Dennoch werden wir die Ereignisse vom letzten Wochenende zum Anlass nehmen, zusätzliche Kontrollen durchzuführen“, versichert Schönherr. Ein Unfallhort sei der Humboldtring, der das RRZ umschließt, aber nicht. So sieht das auch die Polizei. „Am Humboldtring kommt es nicht zu vermehrten Unfällen“, versichert Tanja Hagelücken von der Polizei.
Letztes Jahr habe die Polizei am Humboldtring Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt, doch das sei rechtlich gar nicht so leicht. Der Ring ist eine Privatstraße mit öffentlichem Verkehr. Tempolimits werden in Absprache mit Ordnungsamt und Polizei festgelegt.
Auch der zuständige Bezirksbürgermeister Arnold Fessen sieht dort keinen Unfallschwerpunkt. Als Anwohner höre er jedoch „bei günstigem Wind quietschende Reifen und Motorengeräusche in der Nacht.“ Zwar sei ihm das Problem offiziell noch nicht angetragen worden, „aber mir selbst ist es hin und wieder auch aufgefallen“.