Mülheim. Wer eine Ausbildung zum Altenpfleger absolviert, hat gute Aussichten auf einen Job. Dennoch wollen nur wenige junge Leute den Beruf ergreifen. Denn sein Image wirkt eher abschreckend.

„Wer sich heute zur examinierten Altenpflegefachkraft ausbilden lässt, hat eine Jobgarantie“, sagt die Chefin der Agentur für Arbeit, Christiane Fern. Und der Leiter des bei der Theodor-Fliedner-Stiftung angesiedelten Fachseminars für Altenpflege, Dirk Raskopf, bestätigt: „Wir haben eine Vermittlungsquote von 100 Prozent.“

Harte Arbeit, schlecht bezahlt

Doch nur wenige wollen bisher diese Jobgarantie in der Altenpflege, weil das Image des Berufes, hart und schlecht bezahlt, eher abschreckt, als anzieht. Obwohl die Agentur für Arbeit in Beratungsgesprächen und Informations-veranstaltungen verstärkt auf die Perspektiven in der Altenpflege hinweist und die dreijährige Ausbildung finanziert, haben sich 2012 nur ein Mülheimer und 2013 nur acht Arbeitslosengeld-I-Empfänger dafür entscheiden können, eine Ausbildung in der Altenpflege zu beginnen. Nach Angaben des Sozialamtsleiters Klaus Konietzka fördert die Sozialagentur zurzeit elf Arbeitslosengeld-II-Empfänger, die sich Altenpflegehelfern ausbilden lassen, sowie acht Arbeitslosengeld-II-Bezieher, die sich zu Altenpflegern ausbilden lassen.

„Wir haben aktuell nur drei offene Stellen in der Altenpflege gemeldet, aber im Mai waren es 26. Doch diese Zahlen sind nicht aussagekräftig, weil wir von vielen Altenheimen wissen, dass sie uns viele offene Stellen gar nicht mehr melden. Sie wissen, dass wir diese im Moment gar nicht besetzen könnten“, berichtet die Agenturchefin. Laut Fern dauert es 136 Tage und damit um 63 Prozent länger, als in anderen Branchen, bis die Agentur eine offene Stelle in der Altenpflege mit einem qualifizierten Bewerber besetzen kann. Den Mülheimer Bedarf an Altenpflegern kann Fern nicht beziffern, weiß aber aus einer Umfrage der Bundesagentur für Arbeit aber, dass bis 2020 bundesweit rund 19.000 Altenpflegefachkräfte fehlen werden.

Steigender Bedarf

Der steigende Fachkräftebedarf in der örtlichen Altenpflege lässt sich allerdings erkennen, wenn man aus der städtischen Bevölkerungsstatistik erfährt, dass schon heute rund 30 Prozent der Mülheimer älter als 60 Jahre sind und die Zahl der über 80-jährigen Mülheimer bis 2025 um fast 20 Prozent ansteigen wird.