Mülheim.

Es wirkt, als wäre diese Betonplatte dort oben in der Luft federleicht. So schwebt das 2,4 Tonnen schwere Stück an der Kran-Kette von der Lkw-Ladefläche bis hoch zur obersten Etage des Hauses, damit sie dort Teil des Dachs werden kann. Die Häuser am Bottenbruch 51 bis 53 brauchen nämlich ein neues, seitdem sie um die Hälfte geschrumpft sind. Mit den Betondeckeln sind die Rohbauarbeiten an dem Wohnhaus nun abgeschlossen.

Das letzte Mal hatten wir den Rückbau der Häuser am Bottenbruch im Februar begleitet. Seitdem hat sich viel getan auf dieser Baustelle. Das Atrium ist nun angebaut, also ein Vorbau, der den Mietern nicht nur als Flur, sondern später als „gestaltete Aufenthaltsfläche dienen soll“, wie es Markus Nieder ausdrückt, Architekt der Service- Wohnungsvermietungs- und -baugesellschaft (SWB).

Einzug im Juni 2014

Über diesen Vorbau erreichen die Mieter ihre Wohnungen, später wird er noch mit Glas verkleidet, die Fassade zum Teil in blau und gelb gestrichen. Die Verglasung soll noch in diesem Jahr fertig werden, „dann sind wir für den Winter dicht“, sagt Nieder. Mittels Erdkollektoren soll dem Boden Wärme und Kälte entnommen werden, der das Atrium auf konstante Temperatur heizt, bzw. kühlt. „Die Rohinstallation im Innenbereich ist nun auch abgeschlossen.“

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Die Elektrik und die Sanitärarbeiten etwa sind fertig gestellt, auch die Fenster eingebaut. Etwas verzögert haben sich die Arbeiten aber doch: Zunächst war der Bauabschluss für März 2014 geplant, „nun wird es wohl Mai werden“, weiß Markus Nieder. Einziehen sollen die ersten Mieter dann im Juni.

Über das neue Treppenhaus neben dem Fahrstuhlschacht geht es hoch in die vierte Etage. Diese ist nun der oberste Stock des Hauses. Ein Blick in die Wohnungen zeigt: Die Anlagen für die Hänge-WCs und die ebenerdigen Duschen sind angelegt, der Putz an den Wänden trocknet gerade. Hier ist nun alles barrierefrei, die Türen sind verbreitert und im Nassbereich ist alles ebenerdig angelegt. „Von der Grundriss-Struktur sind die Wohnungen aber gleich geblieben.“ Aus 96 sind 48 Wohnungen geworden – mit 35, 57 und 70 m².

Durch demografischen Wandel entsteht hoher Leerstand

Der Bottenbruch-Abbruch ist das erste große Rückbau-Projekt in Mülheim – und steht stellvertretend für eine Entwicklung, die das gesamte Ruhrgebiet betrifft: Durch demografischen Wandel entsteht hoher Leerstand, ganze Quartiere drohen zu verfallen. „Und Leerstand ist das schlimmste“, weiß der Architekt.

Daher baut die SWB auch an anderer Stelle zurück. Etwa an der Frintroper Straße 13-15, wo aus acht Wohnungen sechs werden. An der Augusta- und Gustavstraße wird ein ganzes Quartier mit 17 Mehrfamilienhäusern abgerissen. Dort sollen bis 2016 insgesamt 39 Einfamilienhäuser entstehen.