Mülheim.

Der Styrumer Pastor Norbert Dudek ist abberufen worden, er übernimmt eine Pfarrei in Schwelm. Fast vier Jahre lang war er (zusammen mit Gemeindereferentin Sigrid Geiger) auch katholischer Stadtjugendseelsorger in Mülheim.

Die Stadtjugendseelsorge soll künftig eingestellt werden?

Norbert Dudek: Das Bistum finanziert diese Aufgabe künftig nicht mehr. Das ist bedauerlich und wird dazu führen, dass es für die Jugendverbände vor Ort keine zentrale Stelle mehr gibt, die übergemeindlich den Überblick hat und vernetzend aktiv ist. Weiter läuft aber die Arbeit des BDKJ (Bund der Deutschen Katholischen Jugend), der als Dachverband auch Service- und Koordinierungsstelle für die Mitgliedsverbände ist.

Was tut ein Stadtjugendseelsorger?

Dudek: Wir verstehen uns als Koordinierungs- und Vernetzungs- sowie als Auskunftsstelle für die katholischen Jugendverbände. Wir sind in Sachen Jugendarbeit Ansprechpartner für die einzelnen Jugendgruppen der Gemeinden sowie für das Bistum oder die lokale Politik.

Was machen Sie konkret?

Dudek: Wir laden z.B. zu Jugendleiter-Treffs ein, vergeben die Jugendleiterkarte. Wir beteiligen uns aber auch an Ferienfreizeiten, halten Gottesdienste in Pfingstlagern ab. Ein besonderes Projekt ist der „Tag der Firmlinge“, den wir alljährlich für alle Mülheimer Firmlinge veranstalten. Auf größerer Ebene können Projekte eingestielt werden, die in Einzelgemeinden nicht durchführbar sind. So haben wir z.B. erlebnispädagogische Workshops organisiert - wie den bekannten Graffiti-Workshop.

Und seelsorgerische Gespräche ...

Dudek: Laufen zunächst einmal mit einer Vertrauensperson in der Gemeinde. Wir Jugendseelsorger sind da erst in zweiter Linie gefragt.

Wenden sich Jugendliche heute mit ihren Problemen an die Kirche?

Dudek: Wir werden da als Letzte konsultiert. Viele Jugendliche trauen uns nicht zu, dass wir helfen können. Sie glauben, dass wir bei ihren Themen, wie etwa in Fragen der Sexualität, nicht up to date sind. Es gibt aber vereinzelt Seelsorge-Gespräche. Dabei geht es meist um familiäre Probleme oder um Schulfragen.

Haben die katholischen Jugendverbände überhaupt noch Zulauf?

Dudek: Manche ja, manche nein. Zwei Gruppen der KJG (Katholische Junge Gemeinde) haben sich aufgelöst, andere Kreise haben sich im Rahmen der Gemeindefusion zusammengeschlossen. Die Pfadfinder haben recht stabile Mitgliederzahlen.

Jugendliche sind in der Kirche rar...

Dudek: Jugendliche sind heute mit sehr vielen Themen beschäftigt. Glaube ist für sie etwas Anachronistisches. Man kann sie nicht einfach durch ein paar Projekte in die Kirche holen. Wir müssen akzeptieren, dass es heute viele Lebensentwürfe gibt, und viele haben nicht mit dem Glauben zu tun. Das ist einfach so. Wir sollten uns dennoch weiter fragen, was wir verbessern können.

Wie geht es in Mülheim weiter?

Dudek: Ich fürchte, die katholische Jugendarbeit wird sich zersplittern. Irgendwo wird irgendwer irgendwas machen, aber kein anderer weiß davon. Jugendarbeit soll vor Ort stattfindet, aber sie muss auch vernetzt sein.

Waren Sie selbst in einem kirchlichen Jugendverband?

Dudek: Ich bin in einem evangelischen Dorf im Sauerland groß geworden, da gab es gar keine katholische Jugendarbeit. Und Messdiener fand ich doof. Mit 16 Jahren bin ich zum ev. CVJM gekommen und habe mich im ökumenischen Umfeld bewegt.