Mülheim. . Am Kohlenkamp in der Innenstadt zwischen den Geschäften weht ein katholischer Geist: die Ladenkirche. Wer will, erlebt hier Kirche im Vorbeigehen. Inzwischen gibt es 50 Ehrenamtliche, die sich dort engagieren. Mit dem neuen Papst wächst auch das Interesse der Besucher.

„Wir verstehen uns als Ladenkirche, nicht als Kirchenladen“, sagt Gerhard Widlok, der zusammen mit seiner Frau Ursula Widlok ehrenamtlich dem kleinen Ort des katholischen Glaubens am Kohlenkamp unter die Arme greift. Die beiden sind zwei von ungefähr 50 freiwilligen Helfern. „Die Skepsis, ob es genügend Ehrenamtliche geben würde, die die Ladenkirche auch über Jahre funktionieren lassen, war vor der Eröffnung groß“, sagt der Rentner, doch die Anzahl der Helfer sei sogar gestiegen.

Ebenfalls ehrenamtlich in der Ladenkirche tätig ist Johannes Valkyser: „Es ist uns weniger wichtig, zu verkaufen. Das Zugehen auf Menschen steht im Vordergrund.“ Die zentrale Lage direkt in der Innenstadt soll dazu beitragen, von möglichst vielen wahrgenommen zu werden. „Wir sehen die Menschen, die in unsere Ladenkirche kommen als Besucher und nicht als Kunden.“ Zudem hat er das Gefühl, das Interesse der Menschen an Kirche wachse langsam wieder. Die Wahl von Papst Franziskus, dem „großen Brückenbauer“, sei der Wendepunkt gewesen: „Franziskus geht auf die Menschen zu, er ist ein Papst des Volkes. Das gefällt und baut Distanz ab“, sagt Valkyser.

Devotionalien und religiöse Literatur

Obwohl der Laden “reges Interesse“ bei den Besuchern erwecke, decken die Umsätze lediglich die Nebenkosten. Dennoch ist das Bestehen der Ladenkirche bis Ende 2016 gesichert. Sowohl die katholische Kirche als auch private Spenden kommen dafür auf. Da auch die Vermieter froh darüber seien, dass „der katholische Geist“ in den Räumlichkeiten wohne, gab es seit der Eröffnung am 1. Advent 2004 keine Mieterhöhung. Eine weitere willkommene Hilfe.

Neben den Rat- und Gesprächsuchenden gibt es aber auch einige Käufer. Devotionalien wie Postkarten oder religiöse Literatur erfahren die größte Nachfrage. Egal, ob Kondolenz, Geburt oder Taufe, die große Auswahl an Karten komme sehr gut an. Zudem sind „Schriften von und über den neuen Papst bei Lesern sehr beliebt“ berichtet Widlok. Werke von Abtprimus Notker Wolf und dem Benediktinerpater Anselm Grün verkaufen sich ebenfalls gut.

Jeder willkommen, der das Gespräch sucht

„Religiöse Zeichen sind den Menschen wichtiger, als viele vielleicht annehmen“, sagt der Senior. Dabei achten junge Käufer oftmals auch auf die Optik. Er erzählt von einer jungen Frau, die nach einem Rosenkranz mit rosa Perlen gefragt habe, damit dieser gut zu ihren neuen Kleid passe.

„Ich mache das sehr gerne, weil ich mit vielen Menschen ins Gespräch komme und mich freue, wenn ich helfen kann“, sagt Ursula Widlok. Viele Menschen haben niemandem zum Reden und jeder, der das Gespräch – egal zu welchem Thema – suche, sei in der Ladenkirche willkommen.