Mülheim. Wie ist es um die Bereitschaft zum Spenden in Mülheim bestellt? Wenn im Gottesdienst der Klingelbeutel herum geht, kommen in manchen Gemeinden regelmäßig mehrere hundert Euro zusammen. In anderen dagegen nur kümmerliche 30 Euro.
Neulich im Gottesdienst verkündete die Pfarrerin eine Meldung, die ihre Gemeindemitglieder zum Nachdenken brachte. Knapp 35 Euro seien bei der letzten Kollekte zusammen gekommen, die für die neuen Spielgeräte einer Kita bestimmt war. 35 Euro. Dieser kleine Betrag wirft eine große Frage auf. Wie ist es um die Spendenbereitschaft der Mülheimer bestellt?
In Dümpten sind die Klingelbeutel gut gefüllt. „Im Mülheimer Norden sind die Menschen zwar nicht die reichsten, aber gebefreudig“, sagt Manfred von Schwartzenberg, Pfarrer der kath. Gemeinde St. Barbara. „Trotz sinkender Mitgliederzahlen, bleibt das Spendenaufkommen seit Jahren konstant.“ Das Geld fließt teilweise in überregionale Hilfsprojekte wie Adveniat oder Misereor, ein anderer Teil in die eigene Gemeindearbeit. Sonntags spenden die Dümptener im Schnitt zwischen 300 und 400 Euro. Wenn der Pastor in der Messe gezielt aufruft, etwa für Kindergarten-Spielgeräte, kommen hohe dreistellige Summen zusammen.
Großzügige Menschen
„Je konkreter ein Projekt, desto höher der Betrag“, weiß Michael Manz, Pfarrer der Ev. Friedenskirche Heißen. Nachdem der Kirche an Ostern Lebensmittel gestohlen wurden, kam eine Welle an Spenden aus der Gemeinde, erinnert sich Manz. Wie viel in den Klingelbeuteln lande, hänge von der Besucherzahl ab. „Es gibt Sonntage, da sind nur 30 Euro in der Kollekte, an anderen ist es viel mehr.“
„In unserer Gemeinde sind die Menschen sehr großzügig“, sagt Pfarrer Thomas Jantzen aus der Ev. Gemeinde Broich-Saarn. In den drei Kirchen komme sonntags durchschnittlich ein geschätzter Betrag von 500 Euro zusammen – das bleibe seit Jahren konstant. „Die Einnahmen der Sonntagskollekten kommen zum Teil gemeindeeigenen Aufgaben zugute, zum anderen Teil nationalen oder internationalen Organisationen.“ In Broich und Saarn scheinen die Menschen spendabel zu sein. Im Herbst dieses Jahres staunten drei Pfarrer der Gemeinde über Umschläge in ihren Briefkästen. Inhalt: jeweils 2000 Euro. Und eine Karte mit dem Hinweis „An bedürftige Menschen“. „Von einem anonymen Spender“, sagt Jantzen.
Anonyme Spender
Auch Stadtdechant Michael Janßen von der kath. Gemeinde St. Maria Geburt trifft ab und an auf anonyme Spender. „Es ist schon vorgekommen, dass jemand gezielt auf mich zukam und mir einen Umschlag mit 10.000 Euro gab – mit der Bitte, das Geld gezielt für karitative und pastorale Zwecke einzusetzen.“ Häufiger geben Menschen höhere Beträge bei ihm ab, nicht nur zur Weihnachtszeit. Eine durchschnittliche Sonntagskollekte aller Kirchen der Pfarrei liege bei etwa 1200 Euro. Im Advent fallen die Kollekten noch üppiger aus. „Dann schütten die Menschen nicht nur ihre Herzen, sondern auch ihre Geldbeutel aus.“ Er weiß aber auch: „Mülheim bildet da die Ausnahme.“