Mülheim. Dank der Bundestagswahl haben SPD wie CDU keine Geschäftsführer mehr. Die Stellen werden von den Landesverbänden ausgeschrieben, aber vor Ort müssen bestimmte Bedingungen eingehalten werden

Was die Bundestagswahl für Veränderungen mit sich bringen wird, darüber gibt es viele Prognosen und Analysen. Für Mülheim hingegen ist eine Veränderung schon klar: Beiden großen Parteien sind durch die Wahl ihre Geschäftsführer abhanden gekommen. Denn sowohl Arno Klare, der bei der SPD dieses Amt bisher inne hatte, als auch Astrid Timmermann-Fechter, die bei der CDU die Geschäfte führte, sind ins Parlament eingezogen.

Die Bedeutung dieses Jobs innerhalb einer Kreispartei ist nicht zu unterschätzen. Zunächst ist der Geschäftsführer natürlich ein Dienstleister: Er kümmert sich um die Organisation, trägt Sorge dafür, dass der Parteiapparat funktioniert, ist das Bindeglied zu den Mitgliedern. Er ist daher auch ein Angestellter der Landespartei - und zwar sowohl bei den Sozial- wie den Christdemokraten.

Vordenker der Partei

Aus dieser Tatsache ergibt sich aber noch eine andere Perspektive auf diesen Beruf: Welche Rolle spielt der Geschäftsführer bei der inhaltlichen Profilierung? Ist er denn wirklich nur der Mann fürs Grobe oder erwartet man von ihm auch programmatische Akzente? Arno Klare etwa, der sich bei Gelegenheit gerne in der Öffentlichkeit als Anhänger des Philosophen Hegel bekannte, hat sich auch immer als so etwas wie ein Vordenker seiner Partei gesehen. Wird wieder nach so einem Profil gesucht?

Wie solche Punkte gewichtet werden, wird in erster Linie nicht vor Ort entschieden werden, die Antwort kommt aus Düsseldorf. Die Ausschreibung der neuen Stelle soll denn auch, wie die SPD-Landesgeschäftsstelle dort auf NRZ-Anfrage mitteilte, in der nächsten Woche erfolgen. Wie schnell dann tatsächlich aber auch der Posten wieder besetzt ist, drüber wollte man am Rhein noch keine Prognose abgegeben. Und auch an der Ruhr hütet sich der Parteivorsitzende, ein genaues Datum zu nennen. „So schnell wie möglich wäre natürlich am besten. Ich hoffe noch in diesem Jahr“, sagt Lothar Fink. „Bis dahin müssen wir diese Aufgaben durch ehrenamtliche Helfer erledigen lassen.“ Das könne aber nur eine Übergangslösung sein.

Besonderer Unterbezirk

Bis hierhin könnte man auch noch sagen, letztlich handele es sich um eine reine Routineangelegenheit. Aber Mülheim ist eben nicht irgendein Unterbezirk, es ist der Verband dem die Ministerpräsidentin und Landesvorsitzende angehört. Und damit ist eigentlich auch schon klar, wie das Profil eines geeigneten Bewerbers auszusehen hat. Er muss das Vertrauen von Hannelore Kraft besitzen. Daran ändert auch nichts, dass die Mülheimer sich den Geschäftsführer mit Essen teilen. Zwei Drittel seiner Arbeitszeit verbringt er auch in der Nachbarstadt - gleichwohl: die Rücksichten gegenüber der Landesvorsitzenden dürften schwerer wiegen als die gegenüber den Essenern.

Und bei der CDU? Auch hier liegt die Entscheidung bei der Landespartei. Wann die gefällt wird, kann der Kreisvorsitzende Andreas Schmidt noch nicht einschätzen. Er erwähnt aber eine andere Möglichkeit: Es könnte sein, dass man sich ähnlich wie bei der SPD, den Posten mit einem anderen Verband teilt.