Mülheim.

Gleich reihenweise zählen die Mediziner therapeutische Möglichkeiten auf, die sich in letzter Zeit ergeben haben, um das Prostatakarzinom zu bekämpfen. Mehrere Therapiefolgen können mittlerweile hintereinander geschaltet werden. Für den Kranken bringen sie Zeit, Lebenszeit. „Prostata – ein Thema für jeden Mann“ war der Titel des WAZ-Medizinforums im Evangelischen Krankenhaus.

Impfungen bei einem fortgeschrittenen Prostatakarzinom nennt Dr. Jan Schröder, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Abteilung Onkologie, als Neuheit, aber auch Medikamente mit einer Strahlenquelle, die in den Knochen eingesetzt werden und den Tumor über längere Zeit punktgenau bestrahlen. Mit zeitversetzten Hormontherapien, mit einer Chemo- oder eben einer Strahlentherapie oder durch eine Operation versuchen die Ärzte das Prostatakarzinom zu therapieren. Es ist der zweithäufigste Krebs beim Mann.

Gefahr der Inkontinenz nach OP sehr gering

Die größten Chancen auf Heilung, so drückt es der Urologe, Dr. Andreas Eisenhardt aus, habe jedoch der Mann, der die Früherkennung nutze. 44 Prozent aller Tumore beim Mann betreffen den urologischen Bereich. Dennoch: Nur 15 bis 20 Prozent der Männer gingen zur Vorsorge. Die Tastuntersuchung, die Höhe des PSA-Wertes, PSA-Wertes – ein prostataspezifisches Enzym, die Entwicklung dieses Wertes über eine gewisse Zeit und das Alter des Patienten können wichtige Hinweise auf ein Prostatakarzinom geben. Liegt der PSA-Wert zu hoch, können Proben aus der Prostata entnommen werden, die weiteren Aufschluss geben. Die frühe Entdeckung eines bösartigen Tumors biete gute Heilungschancen, so Schröder.

Nicht jede Prostatavergrößerung bedeute Krebs, betonen die Mediziner. Und sie räumen mit einem weiteren Vorurteil auf: Die operative Verkleinerung der Prostata, die transurethrale Elektroresektion, führe in den seltensten Fällen zu der gefürchteten Inkontinenz. „99 Prozent der Männer sind danach trocken“, so Eisenhardt.

Männer sollen Beschwerden ernster nehmen

Welche Therapie in welchem Stadium angewendet wird, bespricht im Evangelischen Krankenhaus eine interdisziplinäre Tumorkonferenz, in der neben dem Urologen und Onkologen, auch ein Radiologe und ein Strahlentherapeut teilnehmen. Das Modell habe sich vielfach bewährt, heißt es.

Für den Urologen Eisenhardt ist es wichtig, dass die Männer generell mehr auf ihren Körper achten, Beschwerden ernster nehmen und viel früher einen Arzt konsultieren. Nach wie vor sterbe der Mann im Schnitt sieben Jahre früher als die Frau. Und: Die Zunahme von männlichen Patienten in den Krankenhäusern ist doppelt so hoch wie die der Frauen.

Nächstes WAZ-Medizinforum

„Was tun, wenn die Gelenke schmerzen?“ Damit befasst sich das nächste WAZ-Medizinforum in diesem Jahr. Es findet am Donnerstag, 10. Oktober, um 18 Uhr im Marien-Hospital, Kaiserstraße, statt.

Moderne Methoden der Orthopädie und Unfallchirurgie in Praxis und Klinik stellen dabei die Chefärzte der Belegklinik für Orthopädie am Marien-Hospital Dr. Ulrich Pfeiffer, Dr. Tobias J. Schlegel und R. Baher Husain vor.

Anmeldungen zu der Veranstaltung sind ab sofort möglich und werden erbeten unter 01802/404072.