Oberhausen. Erstmals ist Krebs die häufigste Todesursache bei Oberhausener Männern. Insgesamt sterben die meisten Menschen an den Folgen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weiter Todesursache Nummer eins in Oberhausen: Jeder Dritte starb aktuellen Zahlen des statistischen Landesamtes zufolge im vergangenen Jahr an den Folgen von Herzinfarkt, Schlaganfall, Bluthochdruck und Co. Während dieser Trend leicht rückläufig ist, sterben vor allem Männer in Oberhausen immer häufiger an Krebs – letztes Jahr sorgte die Krankheit unter Männern sogar erstmals für die meisten Todesfälle überhaupt.

Lifestyle-Krankheiten

„Männer sind Angsthasen“, kommentiert AOK-Regionaldirektor Hans-Werner Stratmann provokant die hohe Todesrate durch Krebs unter Männern (32,2 Prozent). Denn während etwa die Hälfte der Oberhausener Frauen regelmäßig zur Krebsvorsorge geht, tue dies nicht einmal jeder siebte Mann. „Die Einstellung ist oft: Ich tue so, als ob ich nichts hätte, mich trifft es doch eh nicht“, sagt Stratmann. „Dabei ist gerade hier die Früherkennung unglaublich wichtig.“

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Während die vielen Krebs-Todesfälle unter Männern im Landestrend herausstechen, weichen die übrigen Zahlen kaum vom NRW-Durchschnitt ab. Überraschend ist der hohe Anteil an Frauen, die an Herz-Kreislauf-Erkrankungen sterben – denn lange galt dies eher als Männerdomäne. „Die Frauen holen immer mehr auf“, sagt Amtsarzt Henning Karbach. In Oberhausen haben sie die Männer bereits überholt: Während im letzten Jahr 30,4 Prozent der Männer an Herz-Kreislauf-Erkrankungen starben, waren es 38 Prozent der Frauen. „Es gibt Hinweise, dass das etwa mit dem veränderten Rauchverhalten von Frauen zusammenhängt.“

Mit gesundem Lebensstil das Risiko senken

Denn Herzinfarkt, Schlaganfall und Co. sind eng mit dem eigenen Lebensstil verbunden: Rauchen, Diabetes und Übergewicht begünstigen die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen enorm. „Wenn man sieht, dass sich viele Menschen gar nicht mehr bewegen und stark übergewichtig sind, dann ist das ein Wahnsinnsproblem“, warnt der Oberhausener Kardiologe Tilmann Kornadt.

„Fehler im System“

In ganz Oberhausen gibt es nur zwei kardiologische Praxen – in der Bedarfsplanung der Kassenärztlichen Vereinigung fällt dieser Mangel aber nicht weiter auf. Denn hier werden Kardiologen als fachärztliche Internisten gewertet.

„Hier liegt ein Fehler im System – da muss was getan werden“, fordert AOK-Regionaldirektor Hans-Werner Stratmann.

„Das heißt nicht, dass man nicht mal ein Bierchen oder einen Wein trinken und ‘ne Currywurst essen darf“, meint Stratmann. Doch könne man allein mit einem gesundem Lebensstil und ausreichend Bewegung sein Risiko drastisch senken. „Und wenn man dann noch das Rauchen aufgibt, hat man schon viel erreicht.“

Im Kampf gegen die hohen Todeszahlen wurde die Notfallversorgung in den Kliniken zuletzt massiv aufgerüstet. „Ich hoffe, dass sich das langfristig auch in den Statistiken spiegeln wird“, sagt Kornadt.