Mülheim. .
2003 wechselte der Sozialarbeiter Holger Förster, ehemals Mitarbeiter der Jugendhilfe, in die städtische Senioren- und Wohnberatung. „Ich habe festgestellt“, sagt er „dass ältere Leuten mehr Humor haben.“
Ab wann ist ein Mensch ein „Senior“ oder eine „Seniorin“?
Holger Förster: Da gibt es keine klare Einteilung. Formell beginnt die Seniorenberatung bei der Altersgruppe 60plus, aber wenn man einen 63-Jährigen als Senior bezeichnet, wird er protestieren. Seit sich die Lebenszeit verlängert hat, ist das nicht mehr greifbar.
Ab wann sollte man über seniorengerechtes Wohnen ernsthaft nachdenken?
Förster: Falls man mit vielen Menschen unter einem Dach leben möchte, wie es diverse Generationenprojekte auch in Mülheim vorsehen, muss man früh anfangen, darüber nachzudenken. Wenn man Kinder hat und sich noch einmal räumlich verändern will, sobald sie aus dem Haus sind, sollte man dann auch auf Barrierefreiheit achten. Es ist aber nie zu spät. Auch mit 80 kann man sich beraten lassen und in der Wohnung umbauen.
Sie sind jetzt 47 – woran merken Sie selber, dass Sie älter werden?
Förster: Daran, dass ich bewusst den Handlauf im Treppenhaus nutze, und dass meine Augen schlechter werden beim Lesen.
Haben Sie persönlich schon Vorkehrungen fürs Alter getroffen?
Förster: Wir haben vor zwei Jahren ein Haus gekauft, in dem sowieso viel gemacht und umgebaut werden musste. Bei der Gelegenheit habe ich vorausschauend eine bodengleiche Dusche einbauen lassen.
Mit welchen Anliegen wenden sich Menschen überhaupt an die städtische Seniorenberatung?
Förster: Das ist ganz unterschiedlich. Leute, die noch fit sind, aber glauben, dass sie bald nicht mehr mobil sein könnten, rufen selber an und erkundigen sich. Ich bekomme aber auch Anrufe von Nachbarn, Angehörigen oder Institutionen, die sagen, dass jemand Hilfe und Pflege braucht.
Nehmen Sie erschütternde Schicksale mit nach Hause?
Förster:Wenn man im sozialen Bereich arbeitet, ist die Abgrenzung manchmal schwierig. Mir ist es auch schon passiert, dass wir eine Wohnungstür aufgemacht haben und kamen drei Monate zu spät. Und es gibt viele Menschen, die schwere Schicksale zu tragen haben, die sehr einsam sind und oft hier anrufen, nur weil sie mit jemandem reden möchten.
Wie stellen Sie sich Ihr eigenes Leben mit 67 vor?
Förster: Dann bin ich erst mal im Urlaub. Wo genau, weiß ich nicht nicht. Aber meine Frau und ich haben noch einige Länder auf der Liste.