Mülheim.

Leihgroßeltern sind nicht verwandt, aber verbunden mit den Familien, um deren Kinder sie sich kümmern. Wie oft man sich trifft, was man macht, können beide Seite frei vereinbaren. Wie es in der Praxis funktioniert, fragt man am besten die Ehrenamtler aus dem Awo-Projekt selber, in diesem Fall: Ulrike Storks (74), Axel Stender (63) und Cornelia Hesse (55).

Warum sind Sie Leihoma bzw. -opa geworden?

Axel Stender: Ich habe selber zwei wohl geratene Söhne und wollte etwas weitergeben. Außerdem möchte ich etwas Sinnvolles tun. Als ich mich 2007 gemeldet habe, war die Vermittlung aber schwierig, wohl, weil ich ein Mann bin. Daher mache ich vier Mal pro Woche Hausaufgabenbetreuung, aber nun haben sich die Familien mehr geöffnet, und nach den Sommerferien werde ich auch als Leihopa einsteigen.

Cornelia Hesse: Ich habe schon seit 18 Jahren ehrenamtlich gearbeitet, anfangs als Tagesmutter, dann in der Kurzzeitpflege, aber das ging aus privaten Gründen nicht mehr. Da ich weiterhin etwas mit Kindern machen möchte, habe ich mich gemeldet und eine Familie gefunden.

Läuft es so, wie Sie erwartet haben?

Ulrike Storks: Bei der ersten Familie, die ich hatte, lief es sehr gut. Leider sind sie dann weggezogen, nach Rheinland-Pfalz. Bei der Familie, die mir dann vermittelt wurde, gibt es gravierende Probleme. Der Vater hat sich aus dem Staub gemacht, die junge Mutter ist total überlastet, und auch die beiden Kinder – sechs und zehn Jahre alt – wirken gestresst und sind völlig überdreht, wenn wir miteinander spielen.

Und jetzt?

Storks: Jetzt sind alle drei zur Kur gefahren, und ich bleibe auf jeden Fall dabei. Es gab auch Gespräche bei der Awo, wo ich mir immer Unterstützung holen kann.

Was ist das Schönste am ehrenamtlichen Großeltern-Sein?

Storks: Dass die Kinder zu mir Vertrauen aufgebaut haben und über alles reden können.

Werden Leihomas/-opas gerne als kostenlose Babysitter verpflichtet?

Alle: Das haben wir noch nicht erlebt. Aber in Notsituationen würden wir natürlich einspringen.

Haben Schulkinder überhaupt noch freie Zeit, die sie mit Großeltern verbringen können?

Axel Stender: Ich denke manchmal, wenn sie normale Arbeitnehmer wären, würde sich die Gewerkschaft einschalten.

Cornelia Hesse: In der Grundschulzeit geht es aber noch ganz gut.

Gesucht: Menschen ab 50 mit einem Herzen für Kinder

Im Jahr 2000 startete der Awo-Kreisverband Mülheim das Projekt Leihoma/Leihopa, um Familien zu unterstützen, die keine Großeltern in der Nähe greifbar haben. Koordiniert werden die Patenschaften vom Awo-Büro für ehrenamtliches Engagement, wo man auch nähere Informationen bekommt unter: 45003-0 oder www.awo-mh.de.

Das Mindestalter für Leihgroßeltern liegt bei 50 Jahren. Sie benötigen, außer etwas Zeit und einem Herzen für Kinder, ein erweitertes Führungszeugnis, das die Ehrenamtlichen bei der Stadt kostenlos beantragen können. Fahrkosten werden erstattet.

Sieben Leihomas und zwei Leihopas sind derzeit im Einsatz. Auf der Warteliste für ehrenamtliche Großeltern stehen nach Angaben der Awo stets fünf bis zehn Familien.