Mülheim.

Einbahnstraßen – der eine hält sie vor seiner eigenen Haustür für notwendig, den anderen ärgern sie. Aktuell hat die Stadt in einer Sonderaktion geprüft, ob hier und dort im Stadtgebiet Einbahnstraßen-Regelungen ganz oder zum Teil wegfallen könnten. Hinweise hatte sie bei Bürgern abgefragt. Ergebnis der Prüfung: An neun Stellen könnten Einbahnstraßen grundsätzlich geöffnet werden, aber. . .

Für 320 Straßenabschnitte in Mülheim gilt die Einbahnstraßenregelung. Auf Initiative der CDU hatte die Stadt im April die Bürger aufgerufen, Straßenabschnitte für eine Überprüfung dieser Regelung zu benennen. Ergebnis: 43 Wünsche gingen ein (auch Mehrfachnennungen). In 29 Fällen wünschten Bürger, eine Einbahnstraße komplett oder zumindest für Radfahrer zu öffnen. Elf Mal wurde gar eine neue Einbahnstraße gefordert. Drei Bürger machten sonstige Vorschläge.

Vorschläge diskutiert

Das Amt für Verkehrswesen und Tiefbau hat alle Vorschläge mit der Verkehrsbehörde und der Polizei diskutiert – und der Politik nun ihre Wertung vorgelegt. Im Ergebnis stellt das Amt fest, dass es bei neun von 27 geprüften Straßenabschnitten grundsätzlich möglich sei, die bestehende Einbahnstraßenregelung ganz oder in Teilen aufzuheben. Die Wertung für die Leineweberstraße wird Bestandteil einer gesonderten, vielschichtigen Debatte über die Verkehrsführung in der Innenstadt werden.

Allerdings sind laut Verwaltung fast überall auch Bedenken anzumelden. Sei es, dass andere Anlieger gegen eine Öffnung der Straße sind, sei es, dass gerade die Einbahnstraßenregelung dafür sorge, dass die Verkehrsbelastung vor Ort gering gehalten wird. Nur für zwei Straßenabschnitte erteilte die Verwaltung ohne Bedenken grünes Licht: für den Jupiterweg (Speldorf) und den Sonnenweg (Heimaterde).

Politiker melden Bedenken an

Für den Sonnenweg meldet indes die Politik Bedenken an. Dort könnte laut Verwaltung zwischen Kolumbusstraße und Sunderweg zumindest Radverkehr ermöglicht werden. Bezirksbürgermeister Arnold Fessen (CDU) sagt, die Straße sei zu schmal, das hätten Anwohner immer wieder bemängelt. Seine Bezirksvertretung 1 wünsche weitere Prüfungen seitens der Stadt, das Gremium behalte sich vor, über jeden einzelnen geprüften Straßenabschnitt gesondert zu entscheiden.

Fessens Kollege in der BV 3, Gerhard Allzeit, sieht nach der Wertung der Verwaltung nun die politischen Fraktionen am Zug, Beschlussanträge zu stellen. Werde für eine Straße eine geänderte Verkehrsführung gefordert, so will Allzeit „die Anwohner intensiv befragen“, welche Präferenz sie haben. Damit die Angelegenheit nicht ein halbes Jahr schon wieder auf der Tagesordnung steht, weil es dann Kritik an der Aufhebung einer Einbahnstraße gibt.

Diese Einbahnstraßen könnten zur Disposition stehen 
  1. Von-Graefe-Straße, Bergmannstraße (Eppinghofen) – Bürgervorschlag: Zweirichtungsverkehr im Bereich des neuen Musikschulstandortes. Die Einbahnstraßenregelung hier hat die Stadt mittlerweile bereits aufgehoben.
  2. Sonnenweg (Heimaterde) – Vorschlag: zwischen Kolumbusstraße und Sunderweg für Radfahrer öffnen. Wertung der Verwaltung: ohne Bedenken möglich.
  3. Schumannstraße (Speldorf) – Vorschlag: Aufheben der Einbahnstraßenregelung zwischen Schubertstraße und Blötter Weg. Wertung: möglich, allerdings müssten in diesem Fall einige Stellplätze wegfallen.
  4. Michaelstraße (Speldorf) – Vorschlag: Zweirichtungsverkehr zwischen Steuben- und Mentzstraße. Wertung: möglich, aber Teil der Anwohner dagegen.
  5. Jupiterweg (Broich) – Bürgervorschlag: Gegenrichtung der Einbahnstraße zumindest für Radfahrer öffnen. Wertung der Stadtverwaltung: möglich ohne Einschränkungen.
  6. Wiescher Weg (Heißen) – Vorschlag: Zweirichtungsverkehr zwischen Heinrich- und Folkenbornstraße. Wertung: möglich, aber dadurch würde sich Verkehrsbelastung vor Ort erhöhen.
  7. Schillerstraße (Eppinghofen) – Vorschlag: Zweirichtungsverkehr zwischen Bruchstraße und Goetheplatz. Wertung: möglich, aber die Verkehrsbelastung würde sich durch Schleichverkehre erhöhen und einige Anlieger sind dagegen.
  8. Eigene Scholle (Dümpten) – Vorschlag: Zweirichtungsverkehr. Wertung: grundsätzlich möglich, aber Verkehrsführung im Umfeld wäre gegebenenfalls anzupassen, weil sonst eine Sackgasse entsteht. Wegfall von zwei Stellplätzen. Der Verband Wohneigentum NRW will die Einbahnstraße nicht aufgegeben sehen.
  9. Föhrenkamp (Saarn) – Vorschlag: Aufheben der Einbahnstraßenregelung. Wertung: möglich, aber verkehrlich nicht notwendig und von einigen Anliegern auch nicht gewünscht.