Die Tempo-30-Zonen in der Stadt beschäftigen etliche Leser. Gerast werde dort zu viel und zu wenig kontrolliert, meinen viele. Leserin Julia Scholz wünscht sich nicht nur mehr Kontrollen, sondern auch mehr „Huckel“ in den 30er-Zonen, damit die Auto langsamer fahren müssen.
Schaut man sich im Büro von Peter Roedel, dem Abteilungsleiter der Straßenverkehrsbehörde, den Mülheimer Stadtplan an, so dominiert die Farbe Blau: Das sind die Tempo-30-Zonen. „Weiße“ Zonen gibt es nur noch in den ländlichen oder waldreichen Regionen der Stadt, wie etwa auf den Ruhrhöhen oder am Uhlenhorst.
139 Tempo-30-Zonen gibt es aktuell, fünf werden noch eingerichtet, dazu gehören, so Roedel, künftig auch die Zunftmeisterstraße und der Blötter Weg. Ansonsten sei die Planung der Tempo-30-Zonen in Mülheim abgeschlossen.
Begonnen hatte es 1987 auf Wunsch der Bezirksvertretungen mit der Einrichtung der ersten sieben Zonen in Saarn, Speldorf, Heißen, Winkhausen und Dümpten (das gleich drei bekam). Die Zonen wurden, erinnert sich Roedel, damals nur mit einer Beschilderung kenntlich gemacht. Auf begleitende Maßnahmen wie Straßeneinbauten, Aufpflasterungen („Huckel“) oder auch die Wegnahme der Bürgersteige und eine rote Pflasterung wurde damals noch verzichtet.
Wechselseitiges Parken sorgt für Ordnung
Ein Schild allein aber kann man ignorieren, und deshalb wurden zwischen 1990 und 1992 weitere 15 Tempo-30-Zonen mit umfangreichen Umbauten eingerichtet. Was in die Kosten ging: Allein die Verkehrsberuhigung im Dichterviertel rund um den Goetheplatz habe damals, erinnert sich Roedel, 400.000 DM gekostet. Für die nächsten Tempo-30-Zonen wählte man teils einen anderen Ansatz: Durch erhöhten Parkdruck waren Autofahrer gezwungen, langsamer zu fahren. Begleitende Maßnahmen wie wechselseitige Parkflächen sollten nicht nur für Ordnung im ruhenden Verkehr, sondern auch für langsamere Autos sorgen.
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Tempo-30-Zonen dürfen im so genannten Vorbehaltsnetz nicht eingerichtet werden. Dazu gehören klassifizierte Straßen – Bundesstraßen (B1), Landesstraßen (Zeppelinstraße) oder Kreisstraßen (Nordstraße) – und dort gilt Tempo 50. „Wenn punktuell Tempo 30 gilt“, so Peter Roedel, „ist das noch keine 30er-Zone.“ Vor Schulen, Kindergärten, Seniorenwohnanlagen stehen häufig die 30er-Schilder, „und auch an gefährlichen Ecken, etwa vor engen Kurven“, ergänzt Roedel.
Aufpflasterungen lösen das Problem nicht
Ob das Tempolimit dort auch eingehalten wird, überprüft die Stadt mit den drei mobilen Messgeräten, die dann eine Woche lang die Zahl der Autos und ihre Geschwindigkeit aufnehmen, an zwei Tagen gar als 24-Stunden-Protokoll. Die Geräte sind, außerhalb der Ferienzeit, ständig irgendwo in der Stadt im Einsatz, erklärt Roedel. Damit gehe man Beschwerden von Bürgern nach, die über die Verwaltung, die Polizei oder die Politik letztlich in der Straßenverkehrsbehörde landen.
Erscheint es nötig, erfolgen weitere bauliche Maßnahmen oder sogar eine Änderung auf eine Einbahnstraßenregelung. Als Faustformel gilt: „Wenn mehr als 15 % über 40 km/h fahren, müssen wir etwas unternehmen.“ Sind es weniger als 15 %, darunter aber Raser mit höheren Geschwindigkeiten, handelt die Stadt ebenfalls sofort.
Aufpflasterungen werden allerdings kaum noch gemacht, erläutert Peter Roedel. Zum einen, weil Krankentransporter und die Feuerwehr damit Schwierigkeiten haben. Und zum anderen, weil Autofahrer häufig vor dem Huckel bremsen, ihn im Schritttempo überfahren und dann wieder Gas geben. „Das Brems- und Anfahrgeräusch ist übermäßig laut, und darüber beklagen sich dann die Leute, die die Aufpflasterung vor ihrer Haustür haben“, weiß der Chef der Straßenverkehrsbehörde. „Dieses Mittel wählen wir nur noch, wenn nichts anderes mehr geht.“
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