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Schnelles Abitur, kein Wehrdienst, fix zur Uni, den Bachelor machen und ins Berufsleben einsteigen: Heutzutage haben junge Menschen haben kaum noch Zeit, sich selbst zu finden. Nicht so der 18 jährige Janis Schnell, der sich für seinen nächsten Schritt etwas sehr Ungewöhnliches ausgesucht hat.

Der frischgebackene G8-Abiturient des Otto-Pankok-Gymnasiums wollte nicht direkt studieren. Ein Freiwilliges Soziales Jahr schien ihm eine gute Wahl. Er will etwas erleben, gleichzeitig aber auch Gutes für andere tun. Janis Schnell wollte ins Ausland, aber „die USA und die anderen europäischen Länder sind sich zu ähnlich. Ich will eine völlig andere Kultur kennenlernen,“ erklärt er.

Zehn Stunden Flug

So fiel die Wahl auf den schwarzen Kontinent: Afrika. Mit Hilfe seiner Familie erkundigte sich Janis Schnell über Möglichkeiten, in Afrika bei einer Hilfsorganisation zu arbeiten. Seine Voraussetzungen: Es sollte weder ein konfessioneller, noch ein profitorientierter Träger sein. Durch Zufall stieß er auf den Verein kalangala, der sein Augenmerk auf Ugandas Waisenkinder lenkt. Er war sich sicher: „Da will ich helfen.“ Am morgigen Samstag geht es los. Zehn Stunden Flug von Amsterdam nach Uganda stehen vor ihm, dann noch eine sechsstündige Autofahrt bis zu dem kleinen Dorf, welches 160 Kilometer von der Hauptstadt Kampala entfernt liegt. Von da an wird Janis Schnell bis zum 30. Juni 2014 als einziger Weißer im Dorf leben und in der Dorfschule helfen.

Die Reisekosten übernehmen seine Eltern. Den Unterhalt verdient er sich selbst, denn für seine harte tägliche Arbeit wird er wie ein dortiger Lehrer bezahlt: Er bekommt 30 Euro im Monat. Allerdings sei man im Dorf noch nicht ganz sicher, welche Arbeiten der deutsche Helfer übernehmen kann. Schließlich soll er als Mann nicht die Arbeit von Frauen verrichten. „Ich bin der erste männliche Helfer dort, da ist man noch ein wenig unsicher.“

500 Meter zu nächsten Wasserpumpe

Seine Eltern hatten viele Vorbehalte, gibt Vater Alwin Buddenkotte zu. Als sie sich aber informiert hatten, „wurden die Vorbehalte zu Vorbereitungen.“ Janis Schnell musste schon unzählige Impfungen über sich ergehen lassen: Gelbfieber, Typhus und Tollwut waren darunter. Nur gegen Malaria kann man sich nicht impfen.

Vor Ort muss der Abiturient 500 Meter bis zur nächsten Wasserpumpe laufen. Solarzellen auf dem Häuserdach versorgen ihn mit Strom. Über einen Internet-Blog will er Freunde und Familie mit Videos über seinen Aufenthalt informieren.

Neben der Arbeit möchte sich Janis Schnell auch die letzten lebenden Berggorillas ansehen. Zwar ist während seines Aufenthaltes kein Urlaub in der Heimat geplant – auch nicht über Weihnachten – aber seine Eltern wollen ihn besuchen. Zurück in Deutschland, möchte er an die Uni: „Ich würde gerne Luft- und Raumfahrt studieren.“