Mülheim. .
Nach dem Abi erst mal weg – diesen Wunsch hegen viele. Auch Karolin Bludau wollte nach dem Abschluss am Broicher Gymnasium ins Ausland.
Verschiedene Möglichkeiten gab es dafür, doch als sie sich informierte, wurde ihr schnell klar: Bloßes Rumreisen oder ein Job als Au-pair sind nichts für sie. Ihr Auslandsaufenthalt sollte sinnvoll sein: Karolin Bludau leistete ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im südafrikanischen Königreich Lesotho und half dort in einer Aids-Klinik aus.
Der Winter wird kalt
Denkt man an Afrika, tauchen die immer gleichen Bilder auf – Bilder, die einem ganzen Kontinent gar nicht gerecht werden können, Bilder, die Karolin Bludau selbst prüfen wollte. „Afrika hat mich einfach interessiert. Ich wollte selbst erleben, wie es dort ist“, erklärt sie. Einiges hat sich bestätigt, aber auch nicht ganz. Ein banales Beispiel: In Lesotho scheint tatsächlich an 365 Tagen im Jahr die Sonne – aber immer heiß ist es trotzdem nicht. „Im Winter wird es richtig kalt.“
Winter und Sommer hat sie in dem Königreich gleichermaßen erlebt, hat das Leben in der Stadt und auf dem Land gesehen. In der Hauptstadt Maseru gehe es gar nicht so anders zu, sagt sie. Es gebe Strom, Wasser, technische Universitäten und Einkaufszentren. Aber auch das hat sie erfahren: „Man erzählt eher das, was anders ist.“ Dass einiges anders ist in Südafrika, lässt sich schon an ihrer Aufzählung ablesen: Strom und Wasser sind auf dem Land nicht selbstverständlich. Und genau dort hat die heute 20-Jährige ihr FSJ verbracht: in Ha Senekane. Ein Dorf ist das, aber zwischen den einzelnen Häusern liegt reichlich Gegend, berichtet die Saarnerin. Der Weg zum Brunnen kann weit werden, auch wenn sich dies verbessert habe.
Arbeit mit Aidspatienten
Sie selbst hat in einem Haus mit Strom und Wasser gelebt. Es lag auf dem Gelände des Zentrums für Aidspatienten, in dem sie gearbeitet hat. Anlaufstelle für HIV-Infizierte war das Zentrum, dort gab es Medikamente, kompetente Ansprechpartner und eine kostenfreie Mahlzeit. „Ich habe in der Apotheke geholfen, am Computer gearbeitet und Medikamente ausgepackt“, berichtet die junge Frau, die nach ihrer Ankunft vom Chief des Dorfes erst einmal einen afrikanischen Namen erhielt: Ntoetsi Maama.
Inzwischen ist Karolin Bludau wieder in Deutschland. In Bremen studiert sie Geografie und Sport und spürt erst jetzt, wie entschleunigt ihr Leben in Afrika war. „Hier ist es viel stressiger.“ Die Ruhe Lesothos konnte sie zwar nicht mit nach Europa retten, aber ihre eigenen Bilder werden ihr immer im Gedächtnis bleiben.