Mülheim. .

Früher hörte man die Frage im CVJM-Haus öfters: „Sagt mal, habt ihr was zum Essen?“ So häufig kamen Kinder mit knurrendem Magen in die evangelische Jugendeinrichtung, dass die Mitarbeitenden erkannten: Bevor die Kinder spielen, müssen sie erst was essen. Seit Mitte 2007 wird an der Teinerstraße nun Mittagstisch serviert. Finanziert wird dies allein durch Spenden – in diesem Jahr sammelt auch die WAZ mit ihrer Jolanthe-Aktion für das Angebot.

Wie so oft fing es klein und „harmlos“ an: Fünf Kinder wurden zunächst im CVJM-Haus verköstigt. Das Team fand in der Kantine des Haus Gracht einen Partner, der die nötigen fünf Portionen spendete. Die Kooperation besteht bis heute, und immer noch werden fünf Mahlzeiten, Hauptgericht und Nachspeise, gespendet – aber heute reichen sie eben nicht mehr.

Ein Grund war eine Anfang 2008 geschlossene Partnerschaft mit der Karl-Ziegler-Schule, die in den Räumen in der Altstadt eine Hausaufgabenbetreuung anbot: Oberstufenschüler förderten Unterstufenschüler. Als das Gymnasium zur Ganztagsschule wurde, endete dies. „Doch“, sagt Alex Fendel, der hauptamtlich für den Mittagstisch verantwortlich ist, „viele Eltern wollten, dass ihre Kinder bei uns bleiben.“ Seitdem können sie dort Hausaufgaben machen, aktuell unterstützt sie ein junger Mann im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ). Sechs, sieben Kinder nutzen das Angebot noch regelmäßig. „Zuerst lag darauf viel Gewicht“, erinnert sich Alex Fendel, „aber das hat abgenommen.“

Im Gegensatz zum Mittagstisch – da stieg die Nachfrage stetig. Heute werden durchschnittlich 26 Kinder pro Tag mit einer warmen Mahlzeit versorgt. 2,50 Euro kostet eine. „Im Monat wenden wir dafür rund 800 Euro auf“, so Alex Fendel. Diese werden nur aus Spenden finanziert. Eltern überweisen selten Summen – ob sie es könnten oder nicht, wird im CVJM nicht geprüft. „Wir wollen keine Hürden haben. Ich will keine Harzt-IV-Nachweise sehen.“ Kinder, die Hunger haben, bekommen etwas zu essen. Und Schluss.

Doch nicht nur Essen bietet das Angebot, sondern auch Atmosphäre, Gemeinsamkeit, ein Ritual am Mittag. Dinge, die viele Kinder nicht kennen. Auch Tischmanieren und Esskultur bringen die zwei Hauptamtlichen und die zwei Ehrenamtlichen, die mit dem FSJler das Team bilden, den Kindern nahe. „Ich merke oft, dass wir Werte vermitteln müssen, von denen man denkt, dass sie selbstverständlich sein sollten.“ Immer häufiger erlebt Alex Fendel, dass sein Beruf wahrlich „Erzieher“ ist. So gibt es keinen Nachtisch bevor der Tisch nicht abgeräumt und sauber ist.

Doch er möchte die Eltern nicht über einen Kamm scheren: „Wir haben viele alleinerziehende Mütter, die arbeiten müssen, aber es gibt auch Eltern, von denen ich weiß, dass sie mittags zu Hause sind.“ Auch wenn das Geld knapp ist, will das CVJM an dem Angebot festhalten, denn die Hauptamtlichen merken: Der Bedarf ist da, und er wird größer.