Mülheim. Steht der Sperrmüll einmal auf der Straße, sind schnell Schwarzsammler zur Stelle, suchen alles von Wert zusammen und bringen die Stadt so um ihre Einnahmen. Um dem zukünftig besser entgegen zu wirken, will die SPD-Fraktion die Verwaltung durch verschärfte Kontrollen noch härter durchgreifen lassen.
Keine zehn Minuten dauerte es, da kappten die Klüngelskerle das Kabel des alten Computerbildschirms. Auch die Türbeschläge des Küchenschrankes montierten die Sammler gleich am frisch aufgestapelten Sperrmüllhaufen ab. Solche und ähnliche Erfahrungen kennt jeder Mülheimer, der schon einmal Sperrmüll angemeldet hat. Schwarzsammler zerpflücken alles, was sie zu Geld machen können. Mit der Folge, dass Sperrmüll auf der Straße verteilt liegt, schädliche Kühlflüssigkeit aus zerlegten Geräten ins Erdreich versickert – und dem Entsorger Einnahmen verloren gehen.
Die SPD-Fraktion forderte die Stadtverwaltung nun auf, Schwerpunktkontrollen durchzuführen, Polizei, Ordnungs- und Umweltamt auf die illegalen Schrottsammler anzusetzen. In der nächsten Sitzung des Umweltausschusses am 13. September soll die Verwaltung einen Sachstandbericht liefern, eine solche Lösung wird dann diskutiert. Vorbild dafür sei die Stadt Dortmund, die bereits im vergangenen Jahr eine solche Rundumschlag-Kontrolle durchführte: Die Behörden prüften Sammel-Genehmigungen, verbotene Ladungen, Wohnsitze oder illegale Beschäftigungsverhältnisse. Das Ergebnis: Erhebliche Verstöße und Bußgeldeinnahmen im fünfstelligen Bereich.
Gegen Illegales Sammeln
Dies sei derzeit der einzige Weg, dem illegalen Sammeln entgegenzutreten, weiß Rolf Blessing, Leiter der Abteilung Kommunale Entsorgungswirtschaft im Umweltamt. Denn: „Uns fehlt momentan die Rechtssicherheit, um das Sammeln komplett zu verbieten.“ Dies sei zwar möglich, wenn die Kommune ein eigenes Entsorgungssystem anbietet, doch gebe es viele Grauzonen, so dass Klagen drohen.
Jürgen Jeppel, Geschäftsführer der Mülheimer Entsorgungsgesellschaft (MEG) begrüßt den Antrag aus der Politik. „Seit 2010 führen wir Statistik über Schrottraub“, erklärt er. Vor allem Kühlgeräte, Elektroherde und Waschmaschinen seien beliebt – ihre Teile bringen das meiste Geld auf dem Rohstoffmarkt. „Die Raubquote für diese Geräte liegt zwischen 80 und fast 100 %.“ Von 1982 gemeldeten Kühlgeräten, die bis Juli 2013 von der MEG abgeholt werden sollten, waren 842 nicht vor Ort. 1206 E-Herde wurden angemeldet, 1122 krallten sich Unbekannte. Wie viel Einnahmen der MEG als Unternehmen dadurch verloren gehen? „Das haben wir nie nachgehalten“, sagt Jeppel.
"Abholen bei Anruf"
Neben Schwerpunktkontrollen heißt eine weitere Variante „Abholen bei Anruf“. „Das haben wir bereits in der Überlegung“, sagt Jeppel. Diese Lösung sei aber noch nicht zu Ende gedacht. Am Ende bleibe stets die Bitte an den Bürger, die Geräte möglichst spät vor Abholung vor die Tür zu stellen, Kühlgeräte mit einem Warn-Aufkleber zu versehen. Und Schrotthändler aufzufordern, ihr Eigentum stehen zu lassen.