Mülheim.

Der Klüngelskerl kündigt sich an. Mit einer Melodie, die fast jeder mitpfeifen kann. Michael Eichholz von der Boverstraße geht das „Gedudel vom Tonband“ mächtig auf die Nerven. Weil es immer häufiger ertönt. „Bis zu sieben Schrottsammler fahren hier täglich vorbei, jeder spielt eine andere Melodie - und zwar richtig laut. Ich werd’ noch verrückt“, beschwert er sich.

Beobachtet hat der Dümptener außerdem: Viele der Klüngelskerl-Transporter haben gar kein Mülheimer Kennzeichen, kommen aus anderen Städten her. Angesprochen habe er die fahrenden Händler auch schon. „Aber die verstanden kein Deutsch.“ Eichholz fordert: „Da muss das Ordnungsamt sich doch mal drum kümmern, die Leute sollten strenger kontrolliert werden. Und die Lärmbelästigung muss verringert werden.“

Reisegewerbeschein wird gefordert

Dass heute mehr mobile Schrotthändler in der Stadt unterwegs sind als früher und die meisten von ihnen aus Nachbargemeinden stammen, bestätigt auch Stadtpressesprecher Volker Wiebels. Grund dafür sind wohl die hohen Schrottpreise, viele wollen daraus Kapital schlagen. Wer in Mülheim als Klüngelskerl „rumgurkt“, muss das beim Mülheimer Umweltamt anzeigen. Einen Reisegewerbeschein und ein Führungszeugnis gilt es vorzulegen. „Wir prüfen dann, ob tatsächlich ein Gewerbe angemeldet wurde“, so Wiebels.

Nicht jeder Klüngelskerl hat das allerdings getan. Die schwarzen Schafe rauszupicken aus der Schrotthändler-Meute sei der Stadt aber nur bedingt möglich, das Personal dafür fehlt. Illegal durch Mülheim tourende Händler werden aber manchmal durch Polizeikontrollen entdeckt. „Dann kann auch ein Bußgeld verhängt werden“, so Wiebels.

Klüngelskerle dürfen keine Elektrogeräte mehr aufladen 

Für die Klüngelskerle gelten laut Stadtsprecher seit kurzer Zeit übrigens strengere Regeln als zuvor. Das Kreislaufwirtschaftsgesetz ist abgeändert worden, neuen Bestimmungen zufolge darf nur noch Altmetall mitgenommen werden. Ausrangierten Elektrogeräte sind tabu. Gerade die aber sind gesucht, werden von den Sammlern ausgeschlachtet - die Kompressoren interessieren sie.

Die meisten mobilen Schrotthändler sind laut Wolfgang Fischer, Teamleiter Gefahrenabwehr bei der Stadt, samstags unterwegs, „weil dann die Leute auch zu Hause sind“. Für das Abspielen ihrer Erkennungsmusik bzw. für ihre Durchsagen per Lautsprecher benötigten sie keine spezielle Genehmigung. Die Lautstärke liege Lärmpegelmessungen zufolge nämlich nicht über 110 dba, sei also nicht grenzwertig. Zudem sei der Zeitraum, in der die Melodie erklingt, ja recht kurz.

„Man hört es zwar, aber es führt nicht zu einer unzumutbaren Belästigung und muss hingenommen werden“, so Fischer. Wer allerdings überlautes Gedudel höre, solle das bei der Stadt „schriftlich zur Anzeige bringen“, die Beschwerden würden gesammelt. Bei wiederkehrenden starken Belästigungen könne eine Messung durchgeführt werden. Diese müsse von einem Gesundheitsingenieur mit geeichtem Messgerät durchgeführt werden.

Michael Eichholz werden die Klüngelskerle wohl noch einige Zeit nerven. Es wundert ihn, warum immer noch so viele so oft bei ihm vorbeifahren. „Die müssten doch mittlerweile alles abgegrast haben“, sagt er kopfschüttelnd.