Winkhausen. .
Frische Schnittblumen sind im Blumenladen der Fliedner-Stiftung an der Boverstraße wirklich frisch – weil sie gerade erst abgeschnitten wurden. Hinter dem kleinen Geschäft befindet sich nämlich die Gärtnerei der Fliedner-Werkstätten, auf deren Beeten zurzeit Marienglocken, Bartnelken oder Sonnenhut in voller Blüte stehen.
„Wir bauen auch gerne Gartenblumen an, die man im normalen Blumenladen weniger findet – Löwenmäulchen oder Zinnien beispielsweise“, berichtet Annette Sellnies, Gärtnerin und Anleiterin im Betrieb. Acht Beschäftigte helfen ihr, Blumen anzupflanzen – und das, was dann sprießt, auch in Schach zu halten. Weitere sechs Mitarbeiter sind in der Floristik tätig, binden Sträuße und fertigen Gestecke. Die 14 Menschen sind psychisch krank, gehen aber einer geregelten Tätigkeit nach und werden, je nach Belastbarkeit, eingesetzt.
Dieses Jahr können Hagebutten geerntet werden
„Die Blumen sind diesmal spät dran, die Frühlingsblüher kamen teilweise erst zum Sommeranfang. Die Saison für Schnittblumen hat quasi erst begonnen“, berichtet Sellnies, während sie die Staticen inspiziert und erklärt: „Die eignen sich besonders als Füllpflanzen für Sträuße, halten sich aber auch als Trockenblumen ganz wunderbar.“
Rund 1000 Quadratmeter Land stehen ihr und ihrem Team für den Blumenanbau zur Verfügung, es gibt aber auch noch ein Gewächshaus. Auf kleineren Beeten werden zudem Gemüse und Kräuter gezogen. Stolz ist die Chefgärtnerin unter anderem auf ihre Artischocken aus eigenem Anbau, die lila Blüten haben. „Wir probieren immer mal ‘was Neues aus. Gucken, was gut kommt“, so Sellnies. Nicht alles gelingt. Den Eisenhut hat sie jetzt aus dem Anbauprogramm gestrichen, weil er immer gekränkelt hat. Beim Anbau von Wildrosen, die Hagebutten bringen, hatte sie Glück: „In 2012 gab es zwar noch keine Früchte, diesmal aber können wir Hagebutten ernten.“
Schnecken bereiten viel Ärger
Gefräßige Schnecken bereiten den Fliedner-Leuten in diesem Jahr viel Ärger. Außerdem gebe es eine „extreme Läuseplage“. „Wir sind zwar kein Bio-Betrieb, versuchen aber, Schädlinge mit Nützlingen zu beseitigen.“ So werden beispielsweise Getreideläuse auf Blumenläuse angesetzt.
Im Gewächshaus zeigen schon Vergissmeinnicht und Bellis (gezüchtete Gänseblümchen) den ersten Wachstumsschub. So manches Pflänzchen wurde selber ausgesät, andere beim Jungpflanzenlieferanten zugekauft. Jetzt läuft die Outdoor-Saison: Schnittblumen oder Sträuße gehen über die Theke. Am besten gelungen seien allerdings die Geranien für den Balkonkasten. Annette Sellnies: „Die waren prächtig, sind aber alle schon weg.“
Eine kreative Ader
Learning by doing“ – so lautet das Motto in Gärtnerei und Blumenladen. „Unsere Mitarbeiter werden im laufenden Arbeitsprozess angelernt“, sagt Annette Sellnies. Zuvor haben viele schon eine Art kleines Praktikum absolviert, um zu prüfen, ob ihnen Gärtnerei oder Floristik überhaupt liegen. Denn: Das Gärtnern sei eine anstrengende Arbeit und für die Floristik brauche man eine gewisse kreative Ader, so die zwei Anleiterinnen.
„Man muss mit seinen Kräften haushalten, aber wir können hier unser Tempo selber bestimmen“, berichten Ulrike Schubert und Christian Wloczyk, Mitarbeiter in der Gärtnerei. Beide mögen die Arbeit an der frischen Luft und loben die tolle Zusammenarbeit im Team. Ihre Lieblingsblumen sind Nelken, seine Orchideen.
Ohne Zeitdruck arbeiten
Im Blumenladen gibt es Schnittware im Bund, aber vor allem auch schön gebundene Sträuße. Die Mitarbeiter sind natürlich keine gelernten Floristen, sie kennen aber die Grundlagen der Gestaltungslehre, werden in Farblehre, Pflanzenlehre und Pflanzenpflege geschult.
Auch sie müssen nicht unter Zeitdruck arbeiten. Im Sommer entstehen ihre kunstvoll gestalteten Pflanzschalen und Sträuße zumeist aus Blumen und Pflanzen aus der Fliedner-Gärtnerei. Nur edle Rosen werden zugekauft.