Mülheim. . Pro Bahn kritisiert die geplante Umstellung des Schienenbetriebs im Mülheimer Nahverkehr auf Busse. Der Verband befürchtet Fahrgastverluste und mahnt, die Verflechtung zu den Nachbarstädten nicht außer Acht zu lassen. Der Schienenverkehr binde mehr Fahrgäste an sich als ein reiner Busbetrieb.

Erstaunt zeigt sich der Fahrgastverband Pro Bahn über die Äußerungen des Chef der Beteiligungsholding Mülheim, Dr. Hendrik Dönnebrink. In Fachkreisen sei schon lange klar, „dass nicht das Vorhalten des Schienennetzes und der Werkstattinfrastruktur für Schienenfahrzeuge, sondern die Unterhaltung der Tunnelanlagen der wahre Kostentreiber bei den Nahverkehrsbetrieben ist“, so Lothar Ebbers. Zudem müssten diese Anlagen demnächst in wesentlichen Teilen erneuert werden, wobei mit deutlich geringeren Zuschüssen als beim Bau zu rechnen sei.

„Wenn Dr. Dönnebrink auf die Unterhaltskosten für die Gleise verweist, so müssten die Stadtväter im Gegenzug darauf schauen, welche zusätzlichen Kosten Busse im Straßennetz verursachen“, meint Ebbers. Diese müssten direkt aus dem Haushalt beglichen werden, was in der Summe für den Konzern Stadt auf dasselbe hinauslaufe.

Entscheidend sei aber, dass Schienenverkehr deutlich mehr Fahrgäste an sich binde als ein reiner Busbetrieb, der dann auch noch zur Zunahme des Autoverkehrs mit vielen Folgekosten führe.

Fahrzeiten steigen durch längere Streckenführung an

Als völlig inkonsequent bezeichnet es Pro Bahn, dass im Entwurf des Nahverkehrsplans ausgerechnet auf der Linie 102 der Takt nach der Morgenspitze von 10 auf 15 Minuten ausgedünnt werden solle, während oberirdisch neben den Linien 131 und 135 noch Busse zum Broicher Waldweg und nach Saarn im 10-Minuten-Takt fahren sollen.

„Wenn Mülheim sich schon den teuren Ruhrtunnel leistet, muss er auch konsequent genutzt werden.“ Dazu gehöre unbedingt die Linie 102 zur Saarner Kuppe, die zahlreiche parallele Busleistungen einsparen würde.

Demo für Straßenbahnen

Bild: Stephan Glagla
Bild: Stephan Glagla © STEPHAN GLAGLA PHOTOGRAPHIE / WAZ
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Wie eine Umstellung des Schienenbetriebs auf Bus funktioniere, habe man bei der Sperrung der U 18 in Heißen beobachten können. Da die Fahrzeiten mit Bussen durch längere Streckenführung anstiegen, konnten trotz 5-Minuten-Takt zwischen Hbf. und Heißen Kirche massive Fahrgastverluste beobachtet werden.

Wie zusätzliche Busfahrten an Hbf. und Stadtmitte abgewickelt werden könnten, bleibe schleierhaft. Auch dürfe die Verflechtung mit den Nachbarstädten Duisburg, Oberhausen und Essen nicht außer Acht gelassen werden. Es sei unsinnig, neue Hürden durch Umsteigen an Stadtgrenzen aufzubauen.