Der Mediziner Uwe Brock hat wieder ein verlockendes, aber unseriöses Angebot erhalten. Durch die Veröffentlichung hat er seine Kollegen sensibilisiert

Das Angebot klingt verführerisch: 50 Euro für das Ausfüllen eines Fragebogens, was voraussichtlich 20 Minuten in Anspruch nehmen würde. Das ist für einen Arzt leicht verdientes Geld und doch ist es illegal, weil es gegen den Paragraphen 32 der Berufsordnung für Ärzten verstößt. Demnach ist es Medizinern untersagt, Geschenke und Zuwendungen anzunehmen, wenn dadurch der Eindruck entstehen könnte, „dass die Unabhängigkeit der ärztlichen Entscheidung beeinflusst wird.“ Uwe Brock, der Vertreter der Ärztekammer vor Ort, hat dieses sittenwidrige Angebot dieses Mal per E-Mail erhalten. Wiederholt hatte er in der Vergangenheit unseriöse Einladungen zu sehr gut dotierten Diskussionsveranstaltungen erhalten und das publik gemacht. Anbieter ist dieses Mal ein Unternehmen mit Sitz in London, das um Mitarbeit an einer Studie zu Diabetes Melitus auffordert. Wie das Unternehmen an ihn gelangt sein könnte – über gekaufte Adresse oder über Pharmareferenten – ist Brock schleierhaft.

In dem Schreiben wird er auch gebeten, dem Veranstalter die Namen weiterer interessierter Ärzte zu nennen. Brock beabsichtigt aber Gegenteiliges. Er ist froh, mit der Veröffentlichung bislang bei ihm eingegangenen Angebote das Unrechtsbewusstsein seiner Kollegen geschärft zu haben. Man spreche darüber und zumindest kennt er einen konkreten Fall, in dem ein Arzt eine bereits zugesagte Veranstaltungsteilnahme nach der Berichterstattung in der NRZ wieder abgesagt hat.

In Berlin wird derzeit noch an einem Gesetz gearbeitet, um solche Korruptionsversuche zu erschweren und auch unter Strafe zu stellen. Regierung und Opposition sind sich aber über den richtigen Weg noch uneins, so dass offen ist, ob das Gesetz, das auch durch den Bundesrat muss, in dem die Opposition die Mehrheit hat, zustande kommt. Für Brock mindestens ebenso wichtig ist es, dass sich das Bewusstsein weiter wandelt und Ärzte bei solchen Angeboten konsequenter Nein sagen.