Mülheim. Wie viele Neuwaren werden auf Trödelmärkten angeboten? Darüber streiten Marktbetreiber und der Einzelhandelsverband.Wie viele Neuwaren werden auf Trödelmärkten angeboten? Darüber streiten Marktbetreiber und der Einzelhandelsverband.Für Organisator Norbert Hermanns ist der Anteil zu vernachlässigen.
Warum NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin überhaupt auf den Zug gesprungen ist und das Angebot auf den Trödelmärkten per Gesetz einschränken möchte, kann Norbert Hermanns nicht verstehen. Und er findet es sogar schlimm, denn Millionen Kunden würden dadurch verärgert. Dabei hält er die Größenordnung von echten Neuwaren, die auf dem Trödelmarkt am Rhein-Ruhr-Zentrum angeboten werden, für vernachlässigbar, für geradezu lächerlich. Sie liege bei unter zehn Prozent und gemessen am Einzelhandelsumsatz in NRW liege der einzelhandelsrelevante Anteil der Märkte nach seinen Angaben mit 0,3 Prozent bei sogar deutlich unter einem Prozent. „Kein Einzelhändler würde das Gesetz auch nur einen Euro mehr in die Kasse bringen.“
Wer so spricht, ist der Geschäftsführer der Firma Melan, die seit 31 Jahren am Rhein-Ruhr-Zentrum allmonatlich einen Trödelmarkt organisiert, der mit rund 30.000 Besuchern und 500 Anbietern zu den bedeutendsten im Land zählt. Hermanns sieht als treibende Kraft hinter der Gesetzesinitiative den Mülheimer Edeka-Händler und Einzelhandelsverbandsvorsitzenden Karl-Wilhelm Paschmann, der alle Hebel gegen die beliebten Trödelmärkte in Bewegung gesetzt habe.
Marc Heistermann schätzt Neuwarenanteil auf 90 Prozent
Hermanns räumt ein, dass der Neuwarenanteil höher liege, der weitaus größte Teil dieser Neuwaren mache dem Einzelhandel aber keine Konkurrenz. Es handele sich um zweite oder dritte Wahl, an dem der Handel kein, „der kleine Mann“ dagegen aber ein sehr großes Interesse habe.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Rasierklingen, die dort verkauft werden, stumpf sind“, kontert Marc Heistermann, Geschäftsführer des regionalen Einzelhandelsverbandes, der die Zahlen, mit denen Hermanns jongliert, anzweifelt. Denn belastbar seien sie nicht. „In jedem Laden steht eine Registrierkasse, auf dem Trödelmarkt dagegen nicht“, sagt er. Wenn er die Kunden, die Märkte mit prall gefüllten Tüten verlassen sieht, glaubt er auch nicht, dass jeder Besucher lediglich Waren im Wert von durchschnittlich 6 Euro kauft. „Wenn man das durchrechnet, passt das nicht“, folgert er.
Hermanns wirft dem Einzelhandelsverband mangelndes Interesse an einer Lösung vor. Er habe in einer von der Wirtschaftsförderung moderierten Runde angeboten, auf Sortimente zu verzichten, ohne dass der Ball aufgegriffen worden wäre. Dabei ging es laut Heistermann lediglich um Molkereiprodukte. Für ihn, der den Neuwarenanteil auf 90 Prozent schätzt, reine Kosmetik. „Da muss man an die Wurzel ran.“ Also per Gesetz.