Mülheim. .

Nicht alle Waren, die Menschenmassen regelmäßig und so auch am gestrigen Sonntag zum monatlichen Antik- und Trödelmarkt ins Rhein-Ruhr-Zentrum locken, sieht der Einzelhandel gerne auf konkurrierenden Verkaufsveranstaltungen. Mit Blick auf die aktuelle Debatte mischte sich die WAZ unter Volk und Händler.

Josef Dove aus Dorsten ist im Rhein-Ruhr-Zentrum genau richtig: Der 75-jährige ehemalige Schmied restauriert antike Wanduhren und verkauft sie mit viel Vergnügen auf dem Antikmarkt. „Ich hänge sie immer auf, damit die Leute sehen, dass sie laufen“, erklärt er, und dass er regelmäßig ein Feedback von zufriedenen Kunden bekommt. „Et macht mir auch ein bissken Spass“, gibt er zu, und freut sich über jedes Schwätzchen.

Seine Nachbarn verkaufen antike Porzellanwaren, die sie in Antiquitätengeschäften einkaufen und auf den Märkten in der Region weiterverkaufen. Mutter und Sohn leben vom Handel und kennen sich auf ihrem Gebiet aus. Ihre Namen möchten sie nicht nennen, denn sie haben, wie auch andere Antiquitätenhändler an diesem Tag berichten, Angst vor Einbrüchen und Überfällen.

Im Zentrum soll eigentlich keine Neuware verkauft werden

In den breiten Gassen des Einkaufszentrums sind die Stände auf allen Stockwerken sorgfältig aufgebaut und bestückt – vormittags haben die Besucher ausreichend Platz, in Ruhe zu stöbern, zu fachsimpeln und zu handeln. Ein älteres Erfurter Ehepaar verkauft Silber- und Edelsteinschmuck, Wolfgang Henkels aus Leichling verkauft alte Grubenlampen und antike Messer, denn mit Messern kennt sich der ehemalige Solinger Schleifer aus.

Er weiß, dass eigentlich keine Neuware im Zentrum verkauft werden soll, und kann verstehen, dass sich die Einzelhändler über diese Konkurrenz beschweren. Der Bereich seiner Frau wird von älteren Damen umworben, die regelmäßig neue Deckchen kaufen. Auch Marion Leinkötter gefallen die Textilien. Die Gelsenkirchenerin kommt häufig, um sonntags wetterunabhängig zu shoppen. „Gleich hole ich meine neuen Schuhe ab, die ein Händler für mich besorgt hat“, freut sie sich.

Billighandel im Parkhaus

Michael und Andrea Pukownik aus Krefeld sind mit ihren edlen Jugendstilmöbeln und Accessoires zum ersten und zum letzten Mal dabei. Ihnen gefällt die Verquickung mit dem Billighandel im Parkhaus gar nicht. Wenn man von drinnen nach draußen ins Parkhaus kommt: Lärm, Rummel, Gedränge und Geschiebe. Der Blick fällt sofort auf den riesigen Stand von „ElektroMagic“, an dem hochgestapelt Elektrogeräte zu Schnäppchenpreisen angeboten werden.

Inhaber Esat Ibraimovski, der den Marktverkauf seit 17 Jahren betreibt, ist natürlich dagegen, dass der Verkauf an Sonntagen beschränkt wird. „Dann muss ich sofort 40 Mitarbeiter nach Hause schicken“, antwortet er. „Kein Verkauf, keine Gehälter!“ Auf die Frage nach Gewährleistung, Quittung oder Garantien für die Geräte holt er seinen Firmen-Datumsstempel hervor. Bei jeden Verkauf wird der Stempel auf die Verpackung gedrückt, ab diesem Zeitpunkt hat der Kunde sechs Monate Garantie auf sein „2. Wahl-Gerät“.

Einige Händler geben zu, dass sie Kopien verkaufen

Auffallend sind die vielen kleinen, von Kunden umlagerten Stände, an denen die angesagten ICE-Uhren in scheinbarer Originalverpackung für nur 15 Euro verkauft werden. Auf die Frage, wie das möglich sei, wo die bunten Uhren doch in der Regel rund 80 Euro kosten, gab es beim ersten Händler, der seinen Namen nicht verraten mochte, die Auskunft, dass der Einkauf großer Mengen diese Preise ermögliche...

An einem zweiten Stand wird unumwunden zugegeben, dass es Kopien seien. Eine Gewährleistung soll es darauf auch nicht geben. Ansonsten ist an allen Ständen, die mit großen, handgemalten Preisschildern für die günstige Ware werben, jede Menge los: ob bei Hygieneartikeln, Modeschmuck, Taschen, Kleidung, den beliebten Baumarktartikeln oder Ständen mit Wurstwaren, Obst und Gemüse, Brot oder Pferdefleisch.