Mülheim. Die Zukunft der angeschlagenen Baumarkt-Kette Praktiker in Mülheim ist ungewiss. Noch geht der Betrieb weiter, aber niemand weiß, wie lange. Ob es zu Schließungen oder Entlassungen kommt, weiß niemand. Während die Märkte noch offen bleiben, wird hinter den Kulissen fieberhaft nach Lösungen gesucht.
Noch immer steht nicht fest, wie es mit der angeschlagenen Baumarktkette Praktiker weitergeht. Am vergangenen Donnerstag reichte das Hamburger Unternehmen Anträge auf Insolvenz ein, doch wie es weitergeht, weiß so recht niemand. Harald Günter aus der Praktiker Pressestelle: „Der Betrieb geht zunächst weiter wie bisher, alle Märkte bleiben geöffnet.“ Doch hinter den Kulissen wird fieberhaft nach Lösungen gesucht.
Ob es zu Schließungen oder Entlassungen kommen wird, weiß Günter zum momentanen Zeitpunkt allerdings noch nicht. Die Frage, ob es bereits Interessenten oder Investoren gibt, die den Konzern aus seiner Schieflage befreien können, mag er nicht beantworten. „Dazu ist es noch zu früh“, so Günter.
Große Angst bei den Angestellten
Vor der Praktiker-Filiale am Heifeskamp genießen ein paar Handwerker ihre Rostbratwurst und die Mittagspause. Im Inneren herrscht unterdessen große Unsicherheit. Ein Mitarbeiter, der lieber anonym bleiben möchte, schildert die Situation: „Wir haben alle große Angst, weil wir nicht wissen, wie die Zukunft aussieht.“ Die Mitarbeiter seien verunsichert. „Alles, was wir wissen, erfahren wir ja selbst ausschließlich aus der Zeitung.“
Auch die Kunden beginnen mittlerweile, Fragen zu stellen. „Aber was sollen wir denen sagen?“, so der Mitarbeiter. Lediglich ein laminiertes Schild weißt die Besucher der Filiale auf die drohende Insolvenz hin: Darauf steht unter anderem, dass es aus insolvenzrechtlichen Gründen leider nicht mehr möglich ist, Waren umzutauschen oder Gutscheine einzulösen, die vor dem 11. Juli datiert sind, dem Tag an dem der Insolvenzantrag gestellt wurde. Und die Kunden scheinen angesichts der Situation in zwei Lager gespalten.
„Wenn der Praktiker hier schließen würde, wäre das schon schade“, sagt ein Kunde, der gerade mit seinem Sohn aus dem Baumarkt kommt. „Zum einen natürlich für die Mitarbeiter, zum anderen aber auch für uns Kunden.“ Denn der Standpunkt sei ideal, um aus der Stadtmitte „mal eben hinzufahren“. Ein anderer Kunde zuckt mit den Schultern: „Das ist ja auch ein bisschen eigene Schuld. Wer immer nur Rabatte, Rabatte, Rabatte verspricht und selten Qualität liefert, der muss sich nicht wundern, wenn er am Ende dumm dasteht.“
Kunden müssen Raten abbezahlen
Dumm dastehen könnten allerdings auch einige Kunden, die bereits Vorauszahlungen, zum Beispiel auf Küchen, geleistet, diese aber noch nicht erhalten haben. Denn: Die Vorauszahlung geht bei ausbleibender Lieferung in die Insolvenzmasse ein. Davor warnt die Verbraucherzentrale. Je nach Verlauf des Insolvenzverfahrens hätten Kunden dann nur eine geringe Chance, ihr Geld zurückzubekommen. Anders sieht es dagegen beim Ratenkauf aus: Wer einen Ratenkauf vereinbart und die bestellte Ware bereits behalten hat, muss die ausstehenden Raten auch bezahlen.
Unklar ist derzeit noch, was mit den Praktiker-Kundendaten geschehen wird: Nach dem Bundesdatenschutzgesetz müsste der Insolvenzverwalter dafür sorgen, dass nach einem etwaigen Verkauf alle Daten gelöscht werden.