Mülheim. . Erst im April war die Karstadt-Tochter Itellium - ein Spezialist für Handels- und Automotive IT - ins ehemalige Agiplan-Gebäude eingezogen. Doch bereits jetzt droht das Aus. Mit Datum vom 24. Juni hat das Amtsgericht Duisburg gegen die Itellium Holding sowie für zwei ihrer Tochtergesellschaften ein Insolvenzverfahren eröffnet.

Die Freude darüber, dass zum April – nach neun Jahren des Leerstandes – wieder Leben in das alte Agiplan-Gebäude an der Zeppelinstraße in Mülheim-Holthausen gezogen ist, währte nur kurz: Für die zugezogene alte Karstadt-Tochter Itellium ist (erneut) ein Insolvenzverfahren eröffnet. 80 von rund 130 Mitarbeitern mussten schon gehen.

Der Spezialist für Handels-IT war, wie sich nun herausstellte, nicht der solvente Mieter für rund ein Viertel der Büroflächen in dem Bau von Sir Norman Foster. Mit Datum vom 24. Juni hat das Amtsgericht Duisburg gegen die Itellium Holding sowie für zwei ihrer Tochtergesellschaften ein Insolvenzverfahren eröffnet. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestimmte das Gericht den Duisburger Rechtsanwalt Dr. Sebastian Henneke. Er ist fortan allein berechtigt, Bankguthaben und sonstige Forderungen von Itellium einzuziehen sowie eingehende Gelder entgegenzunehmen. 80 von rund 130 Mitarbeitern sind bereits „freigestellt“, ohne dass ihnen ihre Juni-Gehälter überwiesen worden wären.

80 von rund 130 Mitarbeitern mussten bereits gehen

Gerade erst seit April hat Itellium, der Spezialist für Handels- und Automotive-IT, sein neues Domizil im ehemaligen Agiplan-Gebäude in Holthausen bezogen, da zeigt er schon Auflösungserscheinungen. Zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit droht ein Insolvenzverfahren, 80 von rund 130 Mitarbeitern mussten ihre Arbeitsplätze schon räumen. Der Betriebsratsvorsitzende erhebt Vorwürfe gegen den Verwalter des gerade erst abgeschlossenen Verfahrens, aber auch gegen die neue Inhaberin der Holding.

Die Itellium-Gruppe war seinerzeit schon mit der Karstadt-Eigentümerin Arcandor in die Pleite geschliddert. Nach der Herauslösung aus dem Konzern versuchte sich Itellium seit Ende 2009 unabhängig von Karstadt-Aufträgen zu positionieren. Von ehemals 750 nahmen dies noch rund 270 bis 280 Mitarbeiter in Angriff. Als Itellium im April an die Zeppelinstraße zog, waren noch rund 130 Beschäftigte an Bord.

Itellium äußerte sich trotz Anfrage nicht

Seit Oktober 2012 aber schon lief erneut ein Insolvenzverfahren, das mit Planinsolvenz, also einem Vergleich mit den Gläubigern, erst Ende April abgeschlossen wurde. Zu diesem Zeitpunkt stieg auch eine neue Eigentümerin bei Itellium ein, das renommierte Beratungsunternehmen Rödl & Partner, das eine eigene IT-Sparte unterhält – und ausbaut.

Itellium äußerte sich trotz Anfrage nicht. Derweil sind bereits 80 Mitarbeiter freigestellt, warten noch auf ihren Juni-Lohn und haben laut dem vorläufigen Insolvenzverwalter Dr. Sebastian Henneke aktuell nicht einmal Anspruch Insolvenzgeld. Dies liege daran, dass Itellium aktuell nicht in der Lage sei, die Forderungen aus dem letzten, noch laufenden Insolvenzplan von Ende April zu erfüllen. Das Bundessozialgericht, so Henneke, habe für einen solchen Fall klargestellt: Es dürfe nur einmal Insolvenzgeld geben.

Ex-Betriebsrat sieht zwei Sündenböcke

Der Ex-Betriebsratsvorsitzende, selbst schon freigestellt, sieht zwei Sündenböcke: Einerseits habe der Verwalter im vorangegangenen Insolvenzverfahren viel zu wenig Aufwand betrieben. Neben Rödl & Partner habe es Kaufinteressenten für Itellium gegeben, die deutlich mehr Affinität zur Branche gehabt hätten. Andererseits wirft er Rödl & Partner vor, Itellium bewusst vor die Wand fahren zu lassen. Zu einem Internet-Beitrag kommentierte ein User einige Tage nach der neuerlichen Insolvenzbekanntmachung spöttisch, vier Wochen nach der Übernahme hätten Rödl & Partner „wohl gereicht, um die wesentlichen Assets abzuschöpfen“.

Ein Sprecher von Rödl & Partner wies dies zurück. Er sagte, zum Zeitpunkt der Itellium-Übernahme habe sich die Informationsbasis für ein finanzielles Engagement verlässlicher dargestellt als sie es tatsächlich gewesen sei. Sein Unternehmen habe um die drohenden Schwierigkeiten nicht gewusst, trotz beratender Tätigkeit in naher Vergangenheit.