Mülheim. .
„Aufbruchstimmung“ herrscht in der Vereinten Evangelische Kirchengemeinde (VEK) - so sieht es die Gemeindeleitung. Sie möchte ein Gemeindenetzwerk aufbauen und ganz neue Formen des Miteinander - jenseits der traditionellen Treffs und Kreise - entwickeln. „Wo Neues entsteht und zu finanzieren ist, muss Gewohntes leider aufgegeben werden“, sagt Pfarrer Justus Cohen, Vorsitzender des VEK-Presbyteriums. Zumal die Gemeinde kräftig sparen muss, „um zukunftsfähig zu bleiben“: in den nächsten zehn Jahren 300.000 €.
Es geht deshalb nun an die (Gebäude)substanz. Bis 2020 will man mehrere Immobilien aufgeben und vermieten oder veräußern. Allen voran die denkmalgeschützte Kapelle an der Walkmühlenstraße im Rumbachtal. Schon Ende des Jahres soll sie, so hofft die Gemeindeleitung, verkauft sein. Interessenten für das Objekt gibt es bereits.
Räume zu wenig ausgelastet
„In jedem unserer Gemeindezentren wird gute Arbeit geleistet. Insgesamt ist unser Raumangebot aber nicht mehr zu halten. Einige Standorte sind nicht mehr optimal ausgelastet, verursachen aber immense Kosten“, erklärt Pfarrer Cohen. Schon seit der Gemeindefusion in 2006 sei klar gewesen, dass weitere Einschränkungen notwendig werden würden. Diese Linie verfolge man konsequent, aber umsichtig weiter: „In den kommenden Jahren wird die Gemeinde sukzessive ihr Angebot an der Petrikirche auf dem Kirchenhügel und der Pauluskirche an der Witthausstraße in Holthausen zusammenfassen“, so der Presbyteriumsvorsitzende.
Langfristig gesehen fallen demnach die Bezirke Kreuzkirche (August-Schmidt-Straße, Heißen) und Christuskirche (Parsevalstraße, Raadt) weg. Allerdings: Bis Ende 2014 bleibt dort alles beim Alten, finden auch weiterhin die regelmäßigen Gottesdienste statt. „Wir haben jetzt erstmal die Entwidmung der Gottesdienststätten bei der Landeskirche beantragt. Dieses Verfahren kann dauern. Wir wollen mit der Entwidmung erreichen, dass wir flexibler mit den Räumen umgehen können, was ihre Nutzung angeht“, so Cohen.
Martin-Luther-Haus kommt weg
Zügig wird dagegen im Haus Jugendgroschen in Menden der Betrieb eingestellt - nämlich ebenfalls zum Jahresende. „Das Haus wird noch von einer Gemeindegruppe und ab und zu als Freizeitheim genutzt. Um es weiter zu betreiben, müssten wir einen sechsstelligen Betrag in die Modernisierung investieren, das geht nicht“, so Pfarrer Cohen. Abgeben wolle man das „Filetgrundstück“ an der Ruhr vorerst aber nicht. Ein Verkauf könnte auch deshalb schwierig werden, weil das Gelände für Gemeinbedarf ausgewiesen ist, Wohnhäuser dürfen dort nicht gebaut werden.
Nicht mehr nutzen will die VEK zudem das Martin-Luther-Haus in der Altstadt. Es sei schon jetzt „von Gemeindearbeit freigezogen“, das Diakonische Werk habe dort Räume gemietet. Die Singschule bleibt vorerst vor Ort. Denn: Der Bau des Petrikirchenhauses, in das sie einziehen soll, wurde verschoben. „Wir hätten schon im April anfangen können, da derzeit aber auf dem Kirchenhügel auch Straßenbauarbeiten stattfinden, warten wir damit noch“, so Pfarrer Cohen.