Am kommenden Donnerstag macht der neue Präses der Rheinischen Landeskirche, Manfred Rekowski, seinen Antrittsbesuch in Mülheim. Er wird das Diakoniewerk für Arbeit und Kultur besuchen und sich mit dem Kreissynodalvorstand und einigen Mitarbeitern des evangelischen Kirchenkreises An der Ruhr sowie mit dem Pfarrkonvent und der Oberbürgermeisterin treffen.
„Die Gespräche werden offen gestaltet sein. Der neue Präses will uns vor allem kennenlernen und erfahren, was wir hier machen“, sagt die Geschäftsführerin des Kirchenkreises, Manuela Rogosch. Doch ein Thema wird sicherlich unumgänglich sein, die finanzielle und damit auch strukturelle Zukunft der Rheinischen Landeskirche, zu der eben auch der Kirchenkreis An der Ruhr gehört.
Wie weit geht der Sparzwang?
Denn zu dieser Zukunft hatte sich Rekowski schon am Wochenende geäußert und mitgeteilt, dass der Mitgliederschwund und die demografische Entwicklung dazu zwingen werden, bis 2018 35 Prozent der Kosten einzusparen. Bisher war die Landeskirche, die Rekowski jetzt vor einer konsequenten Aufgabenkritik sieht, davon ausgegangen, bis 2023 etwa 15 Prozent ihrer Kosten einsparen zu müssen. Auch betriebsbedingte Kündigungen (die NRZ berichtete in ihrem Mantel) seien nicht mehr auszuschließen.
Inzwischen ist Rekowskis Botschaft „Wir müssen uns kleiner setzten“ auf der Internetseite der evangelischen Stadtkirche www.kirche-muelheim.de veröffentlicht worden. Was bedeutet der radikale Sparkurs für den Kirchenkreis An der Ruhr? „Er ist zunächst gar nicht betroffen, weil sich die Einsparungen nur auf die landeskirchlichen Dienste beziehen“, betont seine Geschäftsführerin Rogosch nach Rücksprache mit dem Landeskirchenamt. (Die letzte landeskirchliche Einrichtung, die Evangelische Akademie im Uhlenhorst, verließ Mülheim bereits vor neun Jahren.) Auch eine außerordentliche Erhöhung der Umlage von 2,25 Euro pro Gemeindeglied, die der Kirchenkreis derzeit an die Landeskirche zahle, sei nicht geplant.
Allerdings kann sich Rogosch vorstellen, dass die Landeskirche in ihrer Verwaltung kräftig spart und deshalb als Dienstaufsichtsbehörde künftig Aufgaben an die Kirchenkreise delegieren wird. „Wir werden weiter, wie geplant, unseren Konzeptionsprozess bis 2015 fortsetzen und dann entscheiden, welche Handlungsfelder wir künftig bedienen“, sagt Rogosch.
Könnte der Kirchenkreis unter einem Spardruck auch übergemeindliche Aufgaben, wie die der Evangelischen Familienbildungsstätte, aufgeben? „Das wird nicht kommen“, glaubt Rogosch.
Angesichts stabiler Kirchensteuereinnahmen sieht die Geschäftsführerin des Kirchenkreises mit Blick auf dessen aktuell 476 Beschäftigte keine Notwendigkeit, über betriebsbedingte Kündigungen nachzudenken. 2012 konnte der Kirchenkreis ein Steuerplus von vier Prozent verbuchen und rechnet auch für 2013 mit Nettoeinnahmen von rund 6,5 Millionen Euro.
Diese Summe wird, laut ihrer Kalkulation, aber bis 2018 auf rund 5 Millionen Euro zurückgehen. Neben niedrigen Zinseinkünften und Kirchenaustritten (286 waren es 2012) macht Rogisch aber der demografische Wandel, also die Überalterung unserer Stadtgesellschaft, Sorgen. Dass die Zahl der Mülheimer Protestanten seit 2007 von rund 62 900 auf jetzt rund 57 100 geschrumpft ist, habe vor allem damit zu tun, dass es mehr Sterbefälle als Taufen und Kircheneintritte gebe. Allein 2012 standen 402 Taufen und Kircheneintritten 912 Sterbefälle gegenüber.
Derzeit geht der Kirchenkreis An der Ruhr in seiner Finanzplanung von einem jährlichen Gemeindegliederminus von etwa einem Prozent aus.