Mülheim. Immer öfter dringen Füchse auf der Suche nach Essbarem in Vorgärten ein, ernähren sich von Abfällen oder reißen Hühner. Die Population hat zugenommen und wird derzeit auf 1000 Tiere geschätzt. Da in Mülheim nicht geschossen werden darf, kann die Kreisjägerschaft damit allein nicht fertig werden.

Junghähne und Hennen liegen tot verstreut in der Voliere herum – zumindest die, die der Fuchs nicht weggeschleppt hat. Dieter Bergenthun, Züchter in Speldorf, ist fassungslos, als er am Morgen vor den Volieren steht und in das tiefe Loch blickt, das sich der Fuchs gegraben hat.

Und auch der hochgelegte Korb, in dem eine Entenfamilie ihren Ruheplatz hatte, ist von unten durchgebissen – von den Enten keine Spur. Kein Einzelfall. Bergenthun, der seit Jahrzehnten züchtet, muss nur zum Nachbarn gehen, auch dort hat der Fuchs vorgeschaut. „Ich höre im Verband von so vielen Fällen, wo Füchse eingedrungen sind und Tiere gerissen haben“, berichtet er und spricht von einer Fuchsplage. „Es gab immer mal Probleme, aber so schlimm war es noch nie.“ Er habe auch gewusst, dass Füchse tief graben können, daher habe er die Zäune besonders tief im Erdreich eingebuddelt. Vergebens.

Gerd-Walter Bethge, Jagdpächter und bis vor einem halben Jahr Ordnungsamtsleiter in Mülheim, kennt das Problem. „Füchse kommen mittlerweile bis in die Vorgärten, wo sie Essbares finden.“ Das ist das Hauptübel, wie der Vorsitzende der Kreisjägerschaft, Frank Lenz, betont. „Wenn sie genügend zu fressen finden, kommen sie und vermehren sich gewaltig.“

180 geschossene Füchse im letzten Jahr

An die 180 Füchse haben die Jäger im vergangenen Jahr in Mülheim geschossen, ein Bruchteil der Tiere, die durch die Wälder und die Stadt streifen. 1000 Füchse in Mülheim hält Bethge für realistisch, Lenz meint: „Es sind allemal 1000. Die Fuchs-Population hat in den Städten enorm zugenommen.“

Dass die Kreisjägerschaft damit fertig wird, glaubt Lenz nicht: „Das Problem ist nicht im Ansatz zu lösen“, sagt er und führt zwei Gründe an: „Seit das Fuchsfell nicht mehr gefragt ist, ist die Jagd auch nicht so interessant. Und: In der Stadt selbst kann nicht geschossen werden.“ Werden Essensreste weiterhin in die Gegend geworfen und nicht richtig an den Häusern abgedeckt, wird der Fuchs sich ausbreiten, ist Lenz überzeugt. „Wir werden mit ihm leben müssen.“

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Aus Sicht von Bethge müssten Füchse viel früher, jenseits der Schonzeit von März bis Mai, in den Wäldern bejagt werden. Doch er weiß: „Das tun Jäger nicht gern.“ Fuchswelpen sähen rührend aus. „Da zieht mancher den Finger vom Abzug wieder weg.“

Gefahr für den Menschen sehen die Jäger nicht, höchstens könnte der Bandwurm des Fuchses gefährlich werden. Für Dieter Bergenthun ist das Zuchtjahr gelaufen. „Ausstellungen kann ich vergessen.“ Es bleibt der Kampf gegen den Fuchs. „Ich werde meine Tiere noch besser schützen müssen.“