Eine aussterbende Art sind leidenschaftliche Geflügelzüchter wie Dieter Bergenthun: Er selbst ist seit 60 Jahren dabei. Den Vereinen, die sich mit der Zucht der gefiederten Tiere beschäftigen, fehlt es häufig an Nachwuchs. Auch, weil das Hobby schnell ins Geld gehen kann.

„Als 13-Jähriger habe ich Schrott verkauft, um meinen Tieren Futter zu kaufen”. Seit 60 Jahren ist Dieter Bergenthun (73) leidenschaftlicher Geflügelzüchter. Anlässlich der jährlichen Stadtverbandsrassegeflügelschau am Freitag und Samstag, 28. und 29. November, im Vereinsheim des SV Raadt, blickt er auf ein Leben an der Seite seiner Lieblingstiere zurück.

Zu seinem ersten Vereinsbeitritt 1949 bekommt Dieter Bergenthun als junger Bursche ein paar Eier geschenkt. In einem selbst gebauten Brutkasten brütet er die Eier aus und zieht die Küken groß. Dies liegt nun 60 Jahre zurück. Nach vielen Umzügen brachte ihn die Liebe nach Mülheim, wo er seit 25 Jahren ein Grundstück mit elf Volieren in Speldorf besitzt. Der Hobbyzüchter hält unter anderem Zwerg-Welsumer Hühner, rheinische Ringschlägertauben und einen Warzenenten-erpel namens „Bruno”. Da Bruno Herrchens Liebling ist, reicht die kurze Aufforderung: „Komm, Bruno, wackel mit dem Schwanz” – und Bruno gehorcht aufs Wort.

Teures Hobby

Ob seine Frau die gleiche Leidenschaft teilt? „Meine Frau ist nicht begeistert von dem Hobby, aber wir haben Kompromisse gefunden.” Kompromisse eingehen muss Bergenthun als Vorsitzender des Geflügelzuchtvereins Mülheim-Saarn nicht. Für den jährlich im Juni stattfindenden Kräh-Wettbewerb gibt es immer zahlreiche Zuschauer. Im Stundentakt werden dort Küken zum Schlüpfen gebracht. Nicht nur dort ist Bergenthun mit seinen Schau-Brütern dabei, auch in Schulen lässt er gerne seine Küken auf die Sekunde genau schlüpfen.

Wenn Dieter Bergenthun auf das Thema Züchternachwuchs angesprochen wird, weicht seinem fröhlichen und unbefangenen Gesichtsausdruck ein besorgter. „Das Interesse geht woanders hin. Selbst meine Kinder finden nichts an diesem Hobby.” Auswirkungen hat dieser Schwund vor allem auf den Verein und die Schauen. „Es ist schon ein teures Hobby”, benennt Dieter Bergenthun das Hauptproblem. Jeden Monat bringt er 300 Euro für Futter, Strom und Miete auf. Durch verschiedene Projekte wird dennoch das Interesse aufrecht gehalten.

"Pflege deutschen Kulturguts"

Zu den Geflügelschauen reisen Züchter aus ganz Deutschland, um ihre Tiere in den Wettbewerb zu schicken. Nach Rasse und Aussehen werden die Geflügel streng bewertet und honoriert. Als Schaulustiger kann man sich die Tiere hautnah angucken, verschiedene Rassen kennenlernen und den einen oder anderen Tipp mitnehmen.

60 Jahre als leidenschaftlicher Geflügelzüchter sieht Dieter Bergenthun selbst als „Pflege deutschen Kulturgutes” an. Auch wenn es immer weniger Hühner in Gärten gibt und die Eier so schön leicht im Supermarkt zu kaufen sind, seine Liebe zu den Tieren ist noch lange nicht zu Ende.