Wenn es etwas gibt mit dem Dieter Bergenthun sich auskennt, sind das Eier. Und Hühner. Und eigentlich alles, was damit zu tun hat. Bergenthun ist Vorsitzender des Rassegeflügelzuchtvereins Mülheim-Saarn, dass er selbst Hühner züchtet, ist Ehrensache. Damit nicht genug: In einer Zeit, in der die Verbraucher durch immer neue Dioxin- oder Medikamentenskandale verunsichert sind, weiß er, wo man sorglos Eier und Geflügelfleisch kaufen kann und wie tief man dafür in die Tasche greifen muss.

Mit „bis zu vier Euro für zehn Eier“, so der Züchter, müsse man schon rechnen, wenn es gute und gesundheitlich unbedenkliche Eier sein sollen. „Die gibt’s frisch vom Bauernhof.“ Zum Vergleich: Bei einem Supermarkt im Forum gibt es einer Zehnerbox bereits zum Preis von 1,29 Euro. „Auf dem Bauernhof kann man davon ausgehen, dass die Tiere auch in kleinen Zahlen gehalten werden: 150 bis 200 Stück, wenn es hochkommt“, so Bergenthun. „In den Legebatterien sind auch schon mal 20 000 Tiere zusammengepfercht. Die Industrie arbeitet da schon präventiv mit Antibiotika, denn wenn ein Huhn krank wird, stecken sich alle anderen an.“ Bei 200 Tieren erkenne der Bauer das kranke Tier noch mit dem bloßen Auge und kann es schnell von der übrigen Zucht isolieren.

Ein Rassehuhn legt 120 Eier

Und nicht nur in der Menge, sondern auch in der Legekapazität unterscheiden sich die Hühner aus solchen Kleinbeständen von Industriehühnern: 120 bis 180 Eier legt ein Rassehuhn pro Jahr, bei so genannten Legehybriden (Hühner, die speziell zur Eierproduktion gezüchtet wurden) sind es mindestens 350 Eier. Bergenthun: „Die sind dann aber auch nach spätestens einem Jahr durch und kommen in den Schlachthof oder werden als Futtermittel weiterverwertet.“ Ein qualitativer Unterschied lasse sich da nicht vermeiden: „Industrie-Eier schmecken oft fade und müssen gesalzen werden. Der Dotter ist blassgelb.“ Der Geschmack der Rassegeflügel-Eier dagegen würden durch Salz „nur kaputt gemacht“, darüber hinaus sei ihr Dotter goldfarben.

Beim Fleisch verhält es sich für den Züchter ähnlich: „Gutes Fleisch kommt auch vom Bauern.“ Hier müsse man schon mal mit Preisen von 8 Euro pro Kilo rechnen. Hier hält der Supermarkt dem Vergleich stand: Ein Kilo Hähnchenfleisch kostet frisch aus der Theke 7,99 Euro. Beim Discounter nebenan gibt es das ganze Hähnchen (1200 Gramm) schon ab 2,59.

Wer sich schon einmal über das viele Wasser in der Pfanne gewundert hat, dass aus Geflügel und auch anderen Fleischsorten beim Braten austritt, dem hilft Dieter Bergenthun auf die Sprünge: „Das liegt an der Schnellmast, bei der die Tiere mit Unmengen Trockenfutter gefüttert werden. Dadurch sind sie immer durstig und trinken Unmengen von Wasser.“ Auf diese Weise seien die Industriehühner in wenigen Wochen schon schlachtreif. Ein Prozess, der bei gesunden Schlachthähnchen vom Bauernhof ein gutes halbes Jahr benötigt.

Der Züchter bemerkt, dass in der Gesellschaft ein Umdenken stattfindet: „Die Menschen beginnen wieder vermehrt selbst Hühner zu züchten.“ Das sieht er an den steigenden Zahlen bei Impfungen. Wer sein Fleisch und die passenden Eier dazu weiterhin im Supermarkt kaufen will, findet bei der Verbraucherzentrale Tipps, woran gutes Fleisch zu erkennen ist: Siegel wie „Bio“, „Öko“, „aus biologischer / ökologischer / organischer / biologisch-dynamischer Erzeugung“ sind geschützte Begriffe und stehen dabei für eine tier- und umweltgerechte Produktion.

Die Mindestanforderungen um eines dieser Siegel zu bekommen, sind durch die Öko-Verordnung der Europäischen Gemeinschaft vorgegeben. Phrasen wie „bäuerliche Aufzucht“ oder „tiergerechte Haltung“ sollen die Kunden oft nur blenden. Nur die gesetzlich kontrollierten Bezeichnungen „extensive Bodenhaltung“, „Freilandhaltung“, „bäuerliche Freilandhaltung“ sind einigermaßen verlässliche Garanten für eine gesunde Ware.