Mülheim. .
Ostereier frisch aus dem Nest, das klingt verlockend. Familie Hammacher kommt täglich in den Genuss, nestwarme Eier essen zu können. Zu ihrem 120 Jahre alten Fachwerkhaus im ländlichen Winkhauser Tal gehört ein Hühnerstall mit geräumigem Auslauf. Idylle pur – und offenbar ideale Lebensbedingungen für das Federvieh. Die fünf fleißigen Hühner haben sogar den Winter hindurch gelegt, das ist ungewöhnlich. Zum Osterfest bemalen Reyk (7) und Till (5) die Eier natürlich farbenfroh.
„Ich finde es gut, dass wir Hühner haben, weil wir keine Eier kaufen müssen“, erklärt Reyk. Der Junge denkt praktisch. Auch seine Eltern sind froh darüber, denn bei Eiern aus dem Handel weiß man nie so genau, ob sie gut sind. Erst im Februar gab es wieder Aufregung wegen falsch deklarierter angeblicher Bio-Eier. Und Eier aus Legebatterien kommen für Sandra Hammacher (40) und ihrem Mann Marc (37) sowieso nicht infrage.
Ein Netz schützt vor dem Bussard
„Ich habe schon als Schüler Hühner gehalten“, erzählt der Bauingenieur, der kurz vor seiner Master-Prüfung steht. „Meine Freunde und ich fanden das cool. Seitdem haben wir hier mehrere Generationen von Hühnern gehabt. Die letzten hat leider ein Bussard geholt.“ Seitdem schützt ein Netz das Hühnergehege von oben.
Pfingsten 2012 zogen erneut junge Hühner ein. Zwischen dicken Stämmen und Stümpfen großer alter Bäume picken sie ruhig in der Erde. Ihr Stall ist aus Backsteinen gemauert, der Futterplatz überdacht. Wenn Familie Hammacher das Gehege betritt, laufen sie leise gackernd auf sie zu. Es könnte ja neues Fressen geben. Alle Küchenabfälle landen bei den genügsamen Allesfressern. Zu kräftig gelben Eidottern verhelfen etwas Mais und Möhren.
„Ich mag die Hühner wegen ihrer verschiedenen Charaktere, und weil sie Leben auf das Grundstück bringen“, sagt Sandra Hammacher, die ebenfalls als Bauingenieurin mit Schwerpunkt Geotechnik arbeitet. „Die beiden dunkel gemusterten sind Sperber, die lassen sich auf den Arm nehmen. Die beiden weißen sind F 1 Hybriden, die mögen das nicht so gerne. Und das Marans-Huhn ist ganz scheu.“ Dieses Huhn kam etwas später zu den Artgenossinnen und hieß zunächst Johann. „Es wurde uns als junger Hahn verkauft. Die anderen haben ihn erst gemobbt. Inzwischen fressen sie aber einträchtig. Irgendwann fing Johann an, Eier zu legen. Seitdem heißt sie Johanna.“
Auch die anderen hübschen Vögel tragen Namen. Till hat seins – nach einem Mädchen aus der Kita – Jolin genannt. Reyks Huhn heißt Karla, Sandras Agathe und Marcs Wilma. Reyk macht geschickt vor, wie man Hühner hoch hebt: Man muss zuerst die Flügel sanft an ihren Körper drücken, damit sie nicht flattern. „Wenn Freunde da sind, zeigen Reyk und Till ihnen gerne die Hühner“, erzählt ihre Mutter. „Till hilft mir auch, den Stall sauber zu machen. Ansonsten hat ihr Interesse nachgelassen.“
Aber alle vier mögen ihre Tiere, das kann man sehen. „Der Vorteil ist, dass man mit Hühner nicht Gassi gehen muss“, schmunzelt Sandra Hammacher. Bei aller Sympathie betrachten sie ihre fünf gefederten Mitbewohner eindeutig als Nutztiere. „Wir haben unser Hühner früher geschlachtet, wen sie keine Eier mehr gelegt haben“, sagt Marc Hammacher. „Die Oma eines Kumpels hat uns einen Lehrgang gegeben. Ich finde es inkonsequent, Fleisch zu essen, aber sich zu drücken, wenn es um das Schlachten geht. Jetzt ist das eher ein Zeitproblem“, meint der viel beschäftiget Familienvater.
Nun, Agathe, Wilma, Karla, Jolin und Johanna sind erst ein Jahr alt und legen bestimmt noch jede Menge Eier. Drei braune und zwei weiße, wie jeden Tag. Lecker.
Info:
Die Nachbarn der Hammachers halten ebenfalls schon lange Hühner. Im Urlaub wechseln sich die Familien mit Fütterung und Versorgung der Tiere ab.
Zurück zum eigenen Huhn ist ein Trend, den Dieter Bergenthun, Vorsitzender des Rassegeflügelzuchtvereins Mülheim-Saarn, seit einiger Zeit beobachtet.
Der Verein berät private Hühnerhalter. Dieter Bergenthun ist unter 58 90 94 zu erreichen.