„Wirklich sicher kann man nur sein, wenn man die Hand unter das Huhn hält und das gelegte Ei selbst auffängt.“ Was witzig klingen mag, meint Dieter Bergenthun aber durchaus ernst. Und die aktuelle Aufregung über tausende von Eiern, die unrechtmäßig mit dem Gütesiegel „Bio-Ei“ versehen, verkauft worden sind, sieht er als Bestätigung.
Für den Vorsitzenden des Rassegeflügelzuchtvereins Mülheim-Saarn besteht schon seit längerer Zeit ein Trend zum Haus-Ei (wir berichteten in der letzten Woche). „Für die Menschen wird es immer wichtiger, dass die Eier aus biologischer Haltung kommen. Aber die Bedeutung der Gütesiegel ist relativ. Da wird mal eine Stichprobe gemacht und was ist dann im Rest des Jahres“, fragt er. Und weil diese Frage eben immer mehr Menschen stellen, laute dann die Konsequenz: Eigenhaltung.
Allerdings mahnt Bergenthun auch hier Skepsis an: „Sicherer ist dies natürlich schon. Aber die absolute Sicherheit gibt es nicht.“ Der Grund: Der eigentliche Maßstab für biologische Haltung sei gar nicht so sehr, ob das Huhn im Käfig sitze oder frei laufe, entscheidend ist die Qualität des Futters. „Und hier sind auch wir Züchter auf Zwischenhändler angewiesen.“ Eine Erfahrung hat ihn hier besonders geprägt: „Wir hatten bei uns im Verein mal den Vertreter eines großen Futterlieferanten zu Gast. Die verwenden auch das Bio-Sigel. Doch wenn man näher nachfragt, dann sagen die auch: ,Wir vertrauen, dass die, die uns die einzelnen Zusätze für das Futter liefern, nicht lügen.’“ Also auch hier eine gewisse Relativierung.
Trotzdem warnt der 76-Jährige, der sich schon seit seiner Kindheit mit Geflügelzucht beschäftigt, vor Panik. Er plädiert für Realismus. Und dazu gehöre, vor allem zwei Dinge in den Blick zu nehmen: Zum Einen, dass eben die Futterfrage entscheidend sei: „Nur weil Hühner freilaufend gehalten werden, heißt das nicht unbedingt, dass sie auch gesünder sind. Wenn der Bauer es so einrichtet, dass Besucher seines Hofes die frei umher laufenden Hühner sieht, bedeutet das ja noch nicht unbedingt, dass er auch das Bio-Futter benutzt.“ Andersherum könnten Hühner in Käfig-Haltung genau diese Bio-Nahrung erhalten.
Der andere Aspekt: Wer mit Hühnern wirklich Geld verdienen wolle, käme an der Massen-Haltung nicht vorbei. Anders könne man mit Preise, wie sie in manchen Discountern angeboten werden, nicht konkurrieren. Dies gelte es zu berücksichtigen.
„Ich habe zur Zeit etwa 25 Hühner. Ein Ei kostet mich etwa neun Cent. Wenn ich mal Eier an Bekannte oder Verwandte abgebe, dann nehme ich 25 Cent.“ Aber mit Discountern, wo es ein ganzes Dutzend für 1,20 Euro gäbe, könne er nicht mithalten. Dafür ist die Herkunft seiner Eier sicher und ihre Qualität zumindest sicherer als woanders.