Mülheim. .

Giftalarm wurde bereits aus Dümpten gemeldet, nun sind auch Anwohner der Oemberg-Siedlung extrem besorgt – nicht allein um ihre Tiere, vor allem die Hunde, sondern auch um ihre Kinder. In Dümpten war es in Leberwurst verpacktes Rattengift, das einen Hund gefährlich vergiftete.

In der Oemberg-Siedlung sei kürzlich Samson nach drei qualvollen Tagen verendet – ganz sicher vergiftet, weiß Katrin Behrendt zu berichten. In der Siedlung tauche in jüngster Zeit immer wieder Trockenfutter auf. Bewohner vermuten, dass es Gift enthält. „Unser Jack-Russell Terrier Tyson hat das in unserem Garten ausgelegte Trockenfutter gefressen. Daraufhin sind wir sicherheitshalber in die Tierklinik gefahren.“ Dort hat er ein Mittel bekommen, damit er den Mageninhalt erbricht.

Ein Hund ist qualvoll gestorben

„Das Trockenfutter lag in der äußersten Ecke unseres Gartens, unterm Apfelbaum. Das kann nur jemand explizit dort hingelegt haben, denn der Garten ist an dieser Stelle nicht zugänglich“, sagt Katrin Behrendt. Sie suche nun jeden Morgen ihr Grundstück ab, denn außer ihrem Hund spiele dort auch ihr dreijähriger Sohn. „Wir haben Anzeige gegen versuchter gefährlicher Körperverletzung, Sachbeschädigung und Verstoß gegen das Tierschutzgesetz erstattet“, so die besorgte Frau. Der Täter oder die Täterin hätten billigend in Kauf genommen, dass Kinder da seien.

Auch Nachbarn hätten das vermutlich vergiftete Trockenfutter auf ihrem Grundstück gefunden. Vor dem Edeka-Geschäft wurde es ebenfalls gefunden und eingesammelt. Die Häufchen mit dem Trockenfutter sähen immer gleich aus. Zwei Hunde hätten sich bereits schwer vergiftet, ein Hund sei qualvoll an Gift gestorben. „Die ganze Siedlung ist in Angst und Schrecken“, so Katrin Behrendt. Die Tierärztin und das Veterinäramt hätten gesagt, dass eine Analyse des Futters rund 2000 € koste, es müsse ja jede Form von Gift getestet werden, das mache die Untersuchung so teuer.

Vergiftung nicht immer leicht nachzuweisen

Raymund Sandach von der Polizei Mülheim/Essen berichtet, dass kürzlich noch in Kombination mit einer Anzeige gegen Unbekannt verdächtige Fleischstückchen eingereicht worden seien. „Wir können die nicht analysieren lassen, dass ist zu kostspielig. Wenn wir allerdings mehrere Anzeigen erhalten, wird die Gegend vermehrt bestreift“, so der Beamte. Immer mal wieder würden Vorfälle gemeldet, dass Reißzwecken und Rasierklingen in Wurst versteckt seien.

„Wir sind auf konkrete Aussagen und Zeugen angewiesen. Eine aktuelle Anzeige, dass in Mülheim jemand geschädigt wurde, liegt uns nicht vor.“

Melanie Ricking, seit 2001 Tierärztin am Ruhrblick 30, stellt fest, dass in letzter Zeit zunehmend Hundebesitzer mit der Sorge in die Praxis kommen, ihr Hund habe sich vergiftet. Diese bekämen dann ein Brechmittel. „Ich habe noch nicht sehen können, dass es sich um Rattengift handelt. Das ist ja eingefärbt“, so die Veterinärin. Sie bestätigt die hohen Analysekosten. Ihr werde zunehmend berichtet, dass an exponierten Orten Wurststücke drapiert seien. Aber ob ein Hund Vergiftungserscheinungen zeige, sei nicht immer leicht nachzuweisen. Manches Mittel wirke verzögert, es komme auf die Dosierung an. Anzeichen seien, wenn ein Hund Blut ausscheide, torkele oder blasse Schleimhäute habe. Die Tierärztin rät: „Wenn ich mit meinem Hund spazieren gehen, bilde ich mit ihm eine Gruppe – wir bleiben zusammen. Ich halte ihn an der Leine oder lasse ihn zumindest nicht aus den Augen.“