Mülheim.

Irgendwann muss hier die Zeit stehen geblieben sein, und das dürfte schon eine ganze Weile her sein. Denn die Parkklause in der Kaiserstraße ist eine dieser typischen Eckkneipen, denen Peter Alexander bereits 1976 in seinem berühmten Hit ein Denkmal gesetzt hat. Heute existieren immer weniger dieser Lokale, die für urdeutsche Gemütlichkeit stehen. Und auch die Institution unter den Mülheimer Innenstadt-Kneipen gibt’s nur noch zwei Tage: Am Sonntag wird noch mal kräftig auf den Putz gehauen, dann ist nach 50 Jahren Schluss.

Die Einrichtung der Parkklause ist schwer in die Jahre gekommen. Ein Spielautomat hängt rechts neben der Theke, an der linken Wand eine Dartscheibe. Ein paar alte Tische und Stühle stehen im kleinen Gastraum vor der großen, schlichten Theke mit den hölzernen Hockern. Mehr braucht es nicht, um die paar Stammgäste, nahezu ausschließlich ältere Semester, zufriedenzustellen. Dabei tobte hier viele Jahrzehnte das pralle Leben.

Entschluss schweren Herzens gefasst

Als Käthe und Josef Drouven den Laden vor 50 Jahren übernommen hatten, entwickelte der sich schnell nicht nur zum beliebten Treff der Anwohner, sondern auch zur festen Adresse skurriler, ja exotischer Zeitgenossen. „Bordsteinschwalben“, wie man sie damals nannte, gönnten sich hier noch einen Absacker auf dem Weg nach Hause, Taxifahrer verputzten ihr Frühstück, Barfrauen vom gegenüber liegenden Kaiser-Eck kamen noch auf einen Sprung rein, wenn das Kaiser-Eck längst geschlossen hatte. Denn die Parkklause hatte früher von morgens um 7 bis weit in die Nacht geöffnet, 365 Tage im Jahr. „Regelmäßig kamen bei uns schon morgens die Montagsmaler zusammen“, erinnert sich Waltraud Drouven, die Schwiegertochter der Gründer. Montagsmaler wurden früher die Friseure genannt, die montags ihre Salons geschlossen hatten und sich zur geselligen Runde in der Parkklause trafen.

Waltraut Drouven hat nun schweren Herzens den Entschluss gefasst, die Kneipe mit dem 70er-Jahre-Charme am Sonntag für immer zu schließen, nachdem ihr Mann Ernst-Wilhelm kürzlich verstorben ist. „Er hat die Parkklause immer als zweites Standbein betrachtet, war bis zuletzt immer noch in seinem eigentlichen Beruf als Busfahrer aktiv. Nach der Schicht hat er dann zwei, drei Stunden hier mitgearbeitet.“ Sie selbst sei in ihrem Beruf mit Messe- und Schmuckverkauf einfach zu eingespannt, sagt Waltraut Drouven, „ich gebe die Parkklause mit mindestens einem weinenden Auge auf. Am Sonntag machen wir ab vormittags noch mal richtig einen drauf, bis hier alle hackedicht rausgehen.“

Umsatzrückgang nach dem Rauchverbot

„Seit November 1970 komme ich regelmäßig hierhin, das weiß ich noch ganz genau“, sagt die 87-jährige Luise Engel, die längst eine Institution in der Parkklause ist wie die Kneipe als solche. Engel schätzt die Geselligkeit, raucht gerne das eine oder andere Zigarettchen. Das muss sie jetzt freilich draußen machen, seitdem das absolute Rauchverbot am 1. Mai in Kraft getreten ist. „Das Verbot merkt man schon“, meint Waltraut Drouven, „die Anzahl der Gäste und der Umsatz sind etwas zurückgegangen.“

Sauer ist Drouven übrigens auf den Getränkegroßhandel, der noch bis Ende des Jahres Pacht für die Kneipe und die dazu gehörende Wohnung verlangt und nach all den Jahrzehnten zu keinem Kompromiss bereit war.