Mülheim. .

Rund 15.080 Menschen arbeiten in Mülheim für einen Niedriglohn. Sie verdienen weniger als 8,50 Euro pro Stunde. Das ist das Ergebnis einer Studie vom Pestel-Institut in Hannover.

Die Wissenschaftler haben darüber hinaus untersucht, welche positiven Effekte ein gesetzlicher Mindestlohn für die heimische Wirtschaft hätte: „Die Kaufkraft in Mülheim würde um 24,8 Millionen Euro pro Jahr steigen. Vorausgesetzt, jeder Beschäftigte verdient künftig mindestens 8,50 Euro pro Stunde“, sagt Matthias Günther vom Pestel-Institut. Der Leiter der Mindestlohn-Studie erwartet, dass der Zuwachs an Kaufkraft nahezu eins zu eins in den Konsum gehen würde.

Niedriglöhner müssen verzichten

Für die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) sind die Ergebnisse der Studie ein klares Argument für die sofortige Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes von 8,50 Euro. Beide Gewerkschaften hatten die Untersuchung in Auftrag gegeben. „Wer den ganzen Tag arbeitet, muss mit dem, was er verdient, auch klarkommen können. Das klappt aber nicht, wenn Dumpinglöhne gezahlt werden“, sagt die Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks Mülheim-Oberhausen, Henrike Greven.

Niedriglöhner seien gezwungen, kürzer zu treten, zu verzichten. „Sie können am Leben nicht richtig teilnehmen. Das fängt schon beim Bus- und Bahnticket an. Für Ausflüge und selbst für Verwandtenbesuche reicht das Geld oft nicht. Genauso wie fürs Kino oder Schwimmbad“, sagt Henrike Greven. Ein Niedriglohn bedeute automatisch „eine Lebensqualität dritter Klasse“.

NGG und Verdi werfen Lohndumping-Arbeitgebern vor, sie würden sich ihre „Geiz-Löhne“ vom Steuerzahler subventionieren lassen. Heftige Kritik üben sie an der Bundesregierung: „CDU/CSU und FDP sind die ‚Mindestlohn-Bremsen’. Das von Teilen der schwarz-gelben Koalition geforderte Modell, für unterschiedliche Regionen und unterschiedliche Branchen unterschiedliche Mindestlöhne einzuführen, sei eine „Farce und von vornherein zum Scheitern verurteilt“. Dies komme, so die Gewerkschaften, einem „Lohn-Flickenteppich“ gleich und sei „reine Augenwischerei“.