Mülheim. . Eben noch ein Stück Teichfolie, gleich Teil eines Rucksacks - ein Mülheimer Soziologe hat eine originelle Idee zu seinem Beruf gemacht. Gregor Volk kreiert unter dem Firmennamen “Pressbag“ nützliche Accessoires für den Alltag aus Stoffresten und Ähnlichem - ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft.
Anderer Leute Abfall ist seine Geschäftsgrundlage. Aus alten Fahrradschläuchen, Autopolstern, Sicherheitsgurten und allem, was ihm sonst noch Geeignetes in die Finger kommt, fertigt Gregor Volk Taschen und Portemonnaies. Mit dieser Handarbeit machte er sich nun selbstständig. „Pressbag“ soll dabei nicht nur schick und praktisch, sondern auch nachhaltig sein.
Gregor Volk recyclet nicht, er upcyclet. Aus schlichtem Wiederverwerten wird so ein Aufwerten von gebrauchten Materialien. Upcycling ist für den 36-Jährigen keine neue Geschäftsidee, sondern seit Jahren gelebter Lifestyle. Bett, Küche, Regale in seiner Wohnung belegen es: Sie alle sind selbst gebaut aus Holzlatten, aus Büchern, die Menschen weggeworfen haben. „Wenn man es während des Studiums gewöhnt ist, kein Geld zu haben, schaut man automatisch darauf, wie man was verwenden kann.“
Heißluftballon dient als Innenfutter für Taschen
Handwerkliches Geschick trifft bei Gregor Volk auf Spaß am eigenen Stil. So kreierte er seine erste Tasche für den Eigengebrauch. Aus Polstern eines ausrangierten Autos, Anschallgurten und dem Stoff eines Regenschirms schneiderte er das erste Exemplar, das bei seinen Freunden gut ankam. Das war vor anderthalb Jahren. Inzwischen hat er seine Kollektion um einen Rucksack und ein Portemonnaie erweitert – beides wird aus Teichfolie gestaltet. Durch Zufall fand er dieses Material bei befreundeten Garten-Landschaftsbauern und nutzt nun anfallende Reststücke, denn „so ein Teich ist ja nicht immer eckig“.
Info
Drei verscheidene Artikel bietet Gregor Volk mit dem Label „Pressbag“ an. Eine Messengerbag aus Autopolstern, einen Rucksack und ein Portemonnaie aus Teichfolie.
Hauptsächlich verkauft er die Accessoires über die Internetplattform „Dawanda“. Die Umhängetasche kostet dort 129 €, der Rucksack 95 €, das Portemonnaie 29 €. Bestellt man direkt bei Gregor Volk, werden die Artikel etwas günstiger.
Info und Kontakt: www.pressbag.de
Allerdings ist es nicht so, dass er dies als Müll kostenlos erhält. Vielmehr hat er inzwischen Kontakt u.a. zu Schrottplätzen, Polstereien und Gala-Bauern, denen er Materialien abkauft. Zuletzt erstand er etwa einen ausrangierten Heißluftballon. 1000 m² Stoff sind das für ihn, den er als Innenfutter für seine Taschen verwendet. Das Experimentieren mit Fundstücken, bis am Ende ein vorzeigbares Accessoire herauskommt, macht ihm Freude. Doch letztlich geht es ihm dabei auch um die Optimierung seiner Arbeitsabläufe: Jeden Artikel fertigt er an seiner Nähmaschine.
Übers Internet verkauft Gregor Volk seine Pressbags. Männer und Frauen sind gleichermaßen seine Kunden: „Es sind Leute, die nach korrekten Klamotten suchen, die unter fairen Bedingungen hergestellt wurden.“ Neben dem Aspekt des Geldsparens schätzt der studierte Soziologe auch die Nachhaltigkeit des Upcyclings. „Ich hoffe grundsätzlich, dass sich mehr Menschen damit auseinandersetzen, was die Wegwerfgesellschaft bedeutet.“Dieser will er mit seinem Ein-Mann-Unternehmen etwas entgegensetzen – etwas, das sich sehen lassen kann.