Mülheim. .
Die kleine Werkstatt ist ein Schmuckstück für sich: Es funkelt und glitzert, wohin man schaut. Perlen über Perlen – in allen erdenklichen Farben und Größen – sind in Hunderten von kleinen durchsichtigen Kästchen verstaut. Eine kunterbunte Welt, in der man stundenlang stöbern könnte. Wenn man nicht auch noch all’ die schönen Schmuckstücke begutachten wollte, die an den Wänden hängen.
Mit Perlen basteln – das war einmal. Jutta Tolzmann ist inzwischen Fachfrau für Glasperlenkunst, die sich einen kleinen Ein-Frau-Betrieb aufgebaut hat, in dem es verschiedenste Aufgaben zu bewältigen gilt. Das Anfertigen von Modeschmuck aus Perlen bleibt ihre geliebte Hauptbeschäftigung, daneben gibt es aber noch weitere Tätigkeitsfelder – zum Beispiel den Verkauf der Schmuckmaterialien im Laden oder auch per Internet.
Winzige japanische Perlen
Kreativ war die Heißenerin schon immer. Sie ist gelernte Bekleidungsfertigerin und Schnittdirectrice, arbeitete als solche in verschiedenen Firmen. Bis sie auf die Perle kam, zuerst hobbymäßig mit den Prachtstückchen experimentierte und dann 2002/2003 ein Gewerbe anmeldete. „Ich hatte meine Leidenschaft gefunden“, sagt sie. Seit 2007 führt sie den Werkstatt-Laden mit dem Namen „aufDraht“ am Mühlenfeld. Neben Perlen jeder Art gibt es hier Garne, Drähte, Verschlüsse, Seidenbänder und alles, was man für die Schmuck-Produktion sonst noch benötigt. Viel bringt Jutta Tolzmann per Netz an die Frau (selten an den Mann), sie hat Kunden in ganz Deutschland. Die Verkaufszeiten vor Ort sind beschränkt, denn Tolzmann muss Musterstücke anfertigen („Dafür braucht man ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen“) oder neue Techniken testen – und sie gibt regelmäßig Kurse für Interessierte.
Kapriziert hat sich die Perlen- Künstlerin auf winzige japanische Perlen (Durchmesser: 1,5 mm), die sie in 200 Farben führt. Sie werden von ihr mit scharfem Auge und viel Fingerspitzengefühl verarbeitet und dabei nicht nur aufgefädelt, sondern auch aneinander genäht und sogar verhäkelt und verstrickt. Weiteres Spezialgebiet: Swarowski-Perlen, die es in verschiedenen Größen jeweils in 150 Farben gibt.
Ideen aus dem Mathe-Buch
Jutta Tolzmann schreibt zu ihren Kreationen auch selber Arbeitsanleitungen. Von ihren Prototypen macht sie nicht nur ein Foto, sie fertigt auch eine Zeichnung an, auf der das Muster abgebildet ist und schreibt einen Text dazu. Die Anleitungen kann man sich recht preisgünstig zumailen lassen.
Die Perlenexpertin ist auf Märkten und Messen präsent und bildet sich ständig fort. Trends hat sie selber schon gesetzt – etwa mit dem „Kaleidozyklus“ – einem Armband aus japanischen Perlen, das sich in sich drehen lässt und sich so immer wieder von einer anderen (andersfarbigen) Seite zeigt. Die Idee dazu stammt aus einem Mathe-Buch.