Mülheim.

Die meisten Berufstätigen haben da frei, doch auf Alexander Stoll wartete ein wichtiger Termin: Um 11 Uhr fand im Düsseldorfer Congress Center die diesjährige Meisterfeier der Handwerkskammer statt. Der 22-jährige Installateur und Heizungsbauer aus Mülheim gehört zu den Prüfungsbesten 2012 und wurde auf großer Bühne geehrt.

Insgesamt haben im Vorjahr 1110 junge Handwerker(innen) ihre Meisterprüfung bestanden, teilt die Kammer mit, „deutlich mehr als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre“. Die 21 Prüfungsbesten bekamen ihre Briefe von Peer Steinbrück persönlich überreicht. Für Alexander Stoll, der mit „sehr gut“ abschloss, war das Grund genug, die blaue Latzhose ausnahmsweise gegen Anzug und Krawatte zu tauschen. Im Alltag hat er dazu selten Gelegenheit. „Mein Hobby ist Arbeit“, sagt er.

In Mülheimer Fachbetrieb auf den Geschmack gekommen

Dass er schon als Siebenjähriger seinen Traumberuf entdeckte, erklärt er so: „Meine Großeltern haben damals ihr Haus umgebaut, ein Installateur erneuerte Heizung und Bäder – und ich durften helfen! Rohre schneiden und solche Sachen...“ Einige Jahre später, als Alexander die neunte Klasse der Realschule Stadtmitte besuchte, lernte er als Praktikant in einem Mülheimer Fachbetrieb seinen späteren Beruf näher kennen, arbeitete nebenbei dort mit. „Meine Lehrstelle hatte ich dann schon sicher“, sagt er, „obwohl meine Schulabschluss nicht der Beste war. Ich musste gar keine Bewerbung mehr schreiben.“

2007 stieg er als Azubi ein, musste nach einem Jahr jedoch den Betrieb wechseln, weil sein Arbeitgeber insolvent war. Als Jahresbester schloss er 2010 die Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik ab, kündigte rund ein Jahr später, um den nächsten Schritt zu gehen. Zur Meisterschule in Düsseldorf, in Vollzeit.

Meisterprobe bekam Bestnoten

Obwohl er Meister-Bafög bezog, rund 700 Euro im Monat, meint er: „Es war eine harte Zeit, was das Finanzielle angeht.“ Aber die Investition lohnte sich: Seine Meisterprobe (CAD-Planung für ein Einfamilienhaus samt 3D-Badplanung, elektrischer Verdrahtung eines Gas-Umlaufwasserheizers, Angebotserstellung etc.) bekam beste Noten.

„Heizungen aller Art“ bezeichnet der 22-Jährige als sein Spezialgebiet. Was er nicht mag? „Rohrreinigungen“, sagt er und grinst, „da schicke ich meine Mitarbeiter hin.“ Gegen Ende seiner Meisterausbildung entwickelte sich für Alexander Stoll eine weitere persönliche Perspektive: Die mittelständige Mülheimer Firma, bei der er derzeit beschäftigt ist, sucht auf Sicht, aus Altersgründen, einen neuen Chef. Stoll plant, den Betrieb Ende 2014 zu übernehmen. Er lernt auch schon wieder: „Für den Klimaschein. Damit ich auch Kälte- und Klimaanlagen installieren darf.“