Mülheim. Lange hat es gedauert, bis Mülheim nach dem Rücktritt von Rudolf Müller im Sommer einen neuen Jagdaufseher gefunden hat. Doch nun wurde Uwe Adrian aus Ratingen-Breitscheid vereidigt. Der 54-Jährige, der seit 2005 Jäger ist, sieht sich als “Anwalt der Tiere im urbanen Ballungsraum“.

Ein verwundetes Frettchen löste seinen ersten Einsatz aus. Mitten auf der Koloniestraße in Speldorf hockte am vergangenen Samstagmittag das verletzte Tier und sorgte für Wirbel in der Nachbarschaft. Anwohner versuchten es mit Körben einzufangen und riefen schließlich die Feuerwehr zu Hilfe. Die wendete sich gleich an einen Experten: Uwe Adrian. Mülheims neuer Jagdaufseher und ehrenamtlich für Tier und Mensch in der Stadt unterwegs.

Seit Rudolf Müller das Amt des Jagdaufsehers im Sommer vergangenen Jahres aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste, suchte die Stadt nach einem neuen Hilfspolizisten für Mülheims Wälder – das war zunächst gar nicht einfach. „Nach dem öffentlichen Aufruf ­haben sich aber fünf Kandidaten beworben“, sagt Jutta Stickelbroek, Geschäftsführerin der Mülheimer Kreisjägerschaft. Darunter Uwe Adrian aus Ratingen-Breitscheid, 54 Jahre alt und Jäger seit 2005.

In der Stadt gibt es viele wilde Tiere

Nun wurde er als neuer Jagdaufseher vereidigt – und freut sich über sein neues Ehrenamt. Auch wenn das viel Arbeit bei null Entlohnung bedeute: „Ich sehe mich als Anwalt des Tieres im urbanen Ballungsraum“, erklärt Adrian. Er weiß: „In der Stadt gibt es viele wilde Tiere.“ Füchse, die sich ihr Futter auf dem Komposthaufen im Garten suchen oder Marder, die es sich auf dem Dachboden gemütlich gemacht haben. „Man muss sich nur immer fragen, wer war zuerst da: Die Tiere oder das Neubaugebiet?“

Zu den Aufgaben des Jagdaufsehers zähle etwa, verletzte Greifvögel einzufangen und in die Greifvogelstation zu bringen, die Reviere abzugehen oder Stadt und Bürger bei Vergrämungsmaßnahmen zu beraten. Ein Jäger mit Erfahrung, aber weniger Befugnissen, der nur schießen darf, wenn er die Erlaubnis des Revierinhabers hat.

Uwe Adrian ist Ansprechpartner bei Problemen mit Wild

Vor allem aber ist der Jagdaufseher ­Ansprechpartner bei Problemen mit Wild – Füchsen, Gänsen, Dachsen. Oder eben Frettchen. „Das aber vielmehr nach Steinmarder aussah“, weiß Uwe Adrian. Das verletzte Tier konnte auch der Experte nicht einfangen. „Das hat sich irgendwo verkrochen.“ Dafür aber den Anwohnern Ratschläge mitgeben. „Etwa, dass sie ihre Katzen nicht auf der Terrasse füttern sollten, weil dies Wild anlockt.“

In den Wäldern war der Naturliebhaber „seit frühester Kindheit“ unterwegs. Zur Jagd kam er, weil er Kümmerer für die Tiere sein wollte. Seine ­Familie unterstütze ihn in seinem neuen Ehrenamt, bei dem er vor allem an den Wochenenden zum Einsatz kommt. Das muss er nun mit seinem Job „bei einem regionalen Energieversorger“ unter einen Hut bekommen. „Ohne die Unterstützung meiner Familie könnte ich das gar nicht leisten.“