Frank Lenzing gibt ehrenamtlich Nachhilfeunterricht
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Mülheim. .
Einmal im Jahr schickt Frank Lenzing seine Schüler auf Schatzsuche. Dann müssen Catharina, Reyhan, Cem und Rashid Matheaufgaben lösen, um den Code für die Kiste zu knacken. „Da sind dann Süßigkeiten und kleine Geschenke drin“, verraten die Schüler der Realschule Stadtmitte. Um seinen Schützlingen Mathe beizubringen, würde Frank Lenzing eben vieles tun.
Seit zwei Jahren engagiert sich der 69-Jährige im Ziel-Projekt des CBE (Centrum für Bürgerschaftliches Engagement). In diesem gibt er Schülern mit Migrationshintergrund zwei bis dreimal in der Woche Nachhilfeunterricht.
Lockerer und geduldiger
Ihre Mitschüler haben eigentlich schon Schule aus, doch die vier Realschüler sitzen noch in einem der Klassenräume und lösen Aufgaben – Zylinderflächenberechnung. Frank Lenzing sitzt vor ihnen und hat die Lösungen in seiner Mappe liegen. „Die habe ich schon zu Hause vorbereitet“, sagt er. Die bekommen die Schüler aber erst nachher zu sehen. „Herr Lenzing macht das gut mit uns“, sagt die 15-jährige Catharina. „Er ist lockerer als die Lehrer“, sagen sie. „Und geduldiger.“
Zehn Ehrenamtliche aus Mülheim sind nominiert
Die WAZ Mülheim hat in der Aktion „Menschen machen’s möglich“ mit der RWW aufgerufen, Männer und Frauen zu benennen, die sich ehrenamtlich engagieren. Zehn Kandidaten wurden von einer Jury ausgewählt, die wir nun täglich in einem Porträt vorstellen.
Ab dem 2. Juli können Sie dann aus den vorgestellten Kandidaten Ihren Favoriten wählen und ihm oder ihr Ihre Stimme geben - auch auf waz.de/muelheim. Die drei Ehrenamtlichen mit den meisten Stimmen erhalten Geldpreise. Überreicht werden sie beim Bürgerempfang am 18. Juli durch die Oberbürgermeisterin.
Frank Lenzing freut sich über die Bestätigung seiner Arbeit. Die habe mittlerweile einen sehr hohen Stellenwert in seinem Leben eingenommen. „So wie ich früher mit Leidenschaft Badminton gespielt habe, betreibe ich heute mit Leidenschaft das Ehrenamt.“
„Was hat am meisten Mehrwert?“
Denn: „Nach meiner Pensionierung bin ich über das Kelleraufräumen gedanklich nicht hinaus gekommen“, erinnert er sich. „Als der Keller schließlich aufgeräumt war, wurde ich unzufrieden.“ Bei allem Spaß zum Sport, brachte aber auch der nicht diese Erfüllung, nach der er suchte.
„Da habe ich überlegt – was hat am meisten Mehrwert?“ Kinder auf den Weg zu bringen, sie beim Erwachsenwerden zu begleiten - das schien ihm ein schöner Gedanke. „Ich möchte ihnen nicht nur schulisch helfen, sondern auch Werte vermitteln, wie Freundschaft, Ordnung, Pünktlichkeit.“ Und so möchte er auch nach dem Abschluss der Schüler für sie da sein, sie in der Ausbildung unterstützen und ihr Ansprechpartner bleiben.
Jugendliche motivieren
Im Umgang mit Kindern und Jugendlichen ist er als Vater zweier Söhne und Großvater von fünf Enkeln geübt. So schafft er es, die Jugendlichen zu motivieren, auch wenn die mal keine Lust auf Mathe haben. „Was ziemlich oft vorkommt“, lacht Lenzing. Wenn die Noten dann nach oben gehen, sei das eine schöne Bestätigung der Arbeit. „Letztens hat es einer der Schüler von einer fünf auf eine drei geschafft – da war ich selber richtig happy.“
„So ein abgeklärter Opa wie ich kann den Kindern vielleicht besser helfen als ein gestresster Vater, der sich nach der Arbeit noch mit ihnen hinsetzt“, meint Lenzing. 30 bis 35 Stunden in der Woche verbringt er in seinem Ehrenamt, denn der ehemalige Ingenieur für Industriebrandschutz bereitet sich gut auf die Nachhilfestunden vor. „Und wenn wir spontan Fragen haben, können wir ihn immer anrufen“, sagen die Schüler. Bei einigen Mathe-Aufgaben muss Lenzing erst die grauen Zellen aktivieren. „So hält mich das Ehrenamt auch selbst fit.“
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