Mülheim.
Traute Höhle hat immer eine Überraschungen für ihre „Oldies“ parat: Eine Schlittenfahrt, eine Schiffstour oder einen Empfang beim Bürgermeister. Seit vielen Jahren kümmert sich die 65-Jährige um ehemalige Postbedienstete und ihre Angehörigen. Sie leistet Hilfestellung bei Sterbefällen, betreut Halbwaisen oder organisiert die Seniorenfahrten mit Überraschungsprogramm. Und hat nebenbei immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte ihrer ehemaligen Kollegen.
Das Telefon bimmelt. „So geht das manchmal den ganzen Tag“, lacht Traute Höhle und hebt ab. Es ist ein ehemaliger Kollege, der etwas besprechen möchte. Schließlich steht im September schon die nächste Seniorenfahrt an, dann geht es für 46 ehemalige Postler in den Odenwald. „Die Tour plane ich als nächstes“, sagt die herzliche Frau mit den blauen Augen.
Seniorenfahrten organisieren und Besuchsdienste einteilen
Zehn Ehrenamtliche aus Mülheim sind nominiert
Die WAZ Mülheim hat in der Aktion „Menschen machen’s möglich“ mit der RWW aufgerufen, Männer und Frauen zu benennen, die sich ehrenamtlich engagieren. Zehn Kandidaten wurden von einer Jury ausgewählt, die wir nun täglich in einem Porträt vorstellen.
Ab dem 2. Juli können Sie dann aus den vorgestellten Kandidaten Ihren Favoriten wählen und ihm oder ihr Ihre Stimme geben - auch auf waz.de/muelheim. Die drei Ehrenamtlichen mit den meisten Stimmen erhalten Geldpreise. Überreicht werden sie beim Bürgerempfang am 18. Juli durch die Oberbürgermeisterin.
„Gelernt habe ich damals 1964 am Schalter in der Mülheimer Hauptpost“, erzählt Traute Höhle. 1988 bildete sie sich weiter und wechselte in die Sozialbetreuung. Seitdem leistet sie bereits Sozialarbeit für ihre Kollegen und deren Familien. Nach dem Eintritt in den Frühruhestand 2006 war klar, dass sie sich weiter ehrenamtlich engagieren würde. „Zumal mein Vater bereits im Betreuungswerk gearbeitet hat – und ich immer in seine Fußstapfen treten wollte.“ Auch er organisierte die Seniorenfahrten und gestaltete das Programm.
Traute Höhle hat die Leitung des Mülheimer Betreuungswerks für ehemalige Postler übernommen, einer von insgesamt acht Regionalstellen der bundesweiten Stiftung. „Die wurde bereits vor 100 Jahren ins Leben gerufen.“ Zehn Ehrenamtler arbeiten in ihrem Team. Auch darum kümmert sie sich: „Die Einteilung der Besuchsdienste.“ Schließlich gehört es ebenso zu ihren Aufgaben, Kümmerer für die rund 500 zu Betreuenden zu sein, mit Menschen zu sprechen, zuzuhören und Hilfestellung zu geben, wenn sie mal nicht weiter wissen. „Ich bin auch Kummerkasten“, erklärt Höhle. Und weiß: „In meiner Arbeit liegen Freud und Leid nah beieinander.“
Auch Trauerarbeit gehört zu ihrem Ehrenamt
eben dem Planen der Senioren-Fahrten besucht sie häufig Beerdigungen und führt Gespräche mit Hinterbliebenen. Die Menschen schenken ihr schnell Vertrauen, denn Traute Höhle weiß, wovon sie spricht, wenn sie Trauerarbeit leistet. „Als mein Mann 1999 verstarb, fiel ich in ein tiefes Loch.“ Dann nahm ihr Vater sie mit auf eine der Seniorenfahrten – dort konnte sie sich das erste Mal nach langer Zeit wieder entspannen. „Nirgendwo bin ich so gut aufgenommen worden wie bei meinen Oldies“, meint sie. „Dieses Gefühl möchte ich weitergeben.“
Ehrenamtfeier
