Mülheim. .

Nehmen wir den Mülheimer Bürger, 70 Kilogramm schwer, er trinkt täglich zwei Liter Wasser aus dem Wasserhahn seines Hauses, und das Jahrzehnte. Er kann sicher sein: Er ist keinerlei gesundheitlichem Risiko ausgesetzt. Nach heutigem Stand, und das, so Dr. Christoph Donner, Technik-Chef des RWW, bei rund 50 Millionen Stoffen, die weltweit im Umlauf sind und jedes Jahr mehr werden. Das RWW in Mülheim sieht sich auf einem höchsten Niveau in der Trinkwasserkontrolle – und baut aus.

Arzneimittel gelangen vermehrt ins Wasser

„Wir haben noch einen Mikrobiologen und einen weiteren Wasserchemiker eingestellt“, sagt Donner und betont zugleich die Technik: „Unsere Lupen werden immer feiner.“ Bis zur Nachweisgrenze wird mittlerweile analysiert. Und dennoch könnten sich gerade die Wasserwerke nicht ausruhen: „Es sind nicht mehr die Biozide, die uns zu schaffen machen.“ Deren Trend ist seit Jahren deutlich rückläufig. Vielmehr ist es zunehmend die demografische Entwicklung, die auch den Wasserchemikern in Mülheim und anderswo zusetzen. „Arzneimittel wie Betablocker, Diclofernac oder auch Röntgenkontrastmittel gelangen vermehrt ins Wasser“, sagt Donner. Und dort müssen sie wieder raus.

Mülheimer Bürger und Politiker hatten sich in jüngster Zeit besorgt über das Trinkwasser geäußert nach Berichten über nicht ausreichende Messverfahren des Landesumweltamtes etwa bei toxischen Stoffen wie Tributylzinn oder Mevinphos. Im Umweltausschuss der Stadt stellten Vertreter des Landesumweltamtes die Sorgen als unbegründet dar. Ein Politiker wie Wolf Hausmann (FDP), der mit Ängsten der Bürger konfrontiert wurde, stellt die Frage nach dem Extremfall: „Was passiert, wenn ein brisanter Stoff nicht mal eben herauszufiltern ist?“

Notfallplan mit Verhaltensregeln für Bürger

Am Trinkwasser arbeitet ein großes Team. Für die Abschätzung gesundheitlicher Risiken sind Mediziner zuständig, wie Amtsarzt Dr. Dieter Weber. Er arbeitet bei extrem gefährlichen Substanzen mit „Leitzahlen“, mit Werten bis 0,001 Mikrogramm pro Liter, Werte an der Nachweisbarkeitsgrenze, die als hinnehmbar gelten. Für ein Horrorszenario, so Weber, liege ein Notfallplan vor mit Verhaltensregeln für die Bürger.

Im Ernstfall schaltet RWW tatsächlich ab. Um diesen schnellstens zu erkennen, setzt RWW auf Sensoren, seit einiger Zeit auch auf eine zwischengeschaltete Fischtestanlage mit Moderlieschen. Donner: „Schwimmt der Fisch oben, drücken wir den Knopf.“