Als Peter Vahsen kurz vor der WM ‘74 nach Mülheim zog, war er der jüngste Pfarrer in der Stadt. Am Sonntag wird der 64-Jährige aus seinem Amt in der Vereinten Evangelischen Kirchengemeinde verabschiedet.
Annette Lehmann sprach mit dem Ruheständler in spe.
Fragen Sie sich manchmal, wo die Zeit geblieben ist?
Kann ich nicht sagen. Ich habe alles sehr intensiv erlebt.
Hatten Sie sich Mülheim seinerzeit ausgesucht?
Jein. Ich wollte mit meinem Freund Frank Kastrup zusammenarbeiten. Und diese Möglichkeit gab es in Mülheim. Ich habe es immer als geschenkte Zeit erlebt, hier arbeiten zu dürfen, und auch nie ernsthaft an einen Wechsel gedacht.
Als Sie anfingen, mit 29 Jahren, wurden Sie prompt Jugendpfarrer.
Ich habe sehr viel Jugendarbeit gemacht. Daraus entstanden Freundschaften, die teilweise bis heute bestehen.
Was lag oder liegt Ihnen noch besonders am Herzen?
Wir haben uns in den Familiengottesdiensten von traditionellen Formen gelöst. So, dass man sich auch in der Kirche bewegt und anschließend gemeinsam isst. Das wurde immer gut angenommen. Auch unseren Kindergarten am Muhrenkamp und die Kirchenmusik habe ich immer als sehr wichtig empfunden. Der Eine-Welt-Laden entstand – das sind Dinge, die bleiben.
Noch kommen wird das
Petrikirchenhaus, maßgeblich von Ihnen initiiert.
Es ist ein alter Traum von mir und anderen, an der schönen Petrikirche etwas anzubauen, wo sich Gemeinde treffen kann. Auch, dass die Kinder und Jugendlichen mit unserem Kantor Gijs Burger eine neue Heimat finden, ist sehr schön. Ich möchte mir damit kein Denkmal setzen, wie manche meinen.
In jüngster Zeit mussten Sie sich intensiv mit dem Thema Sparen befassen. Zur Debatte standen etwa die Schließung des Gemeindezentrums Christuskirche oder auch des Kindergartens an der Parsevalstraße ...
Dies ist erst einmal aufgeschoben. Aber wir müssen uns neu aufstellen. Die Aufgaben der Pfarrer/innen, die bleiben, werden nicht leichter. Sie müssen Möglichkeiten finden, mit weniger Geld noch gute Gemeindearbeit zu machen.
Ihre Gemeinde ist durch die Fusion Ende 2006 gewachsen, doch die evangelische Kirche hat natürlich auch in Mülheim etliche Mitglieder verloren. Belastet Sie das?
Es ist traurig um jeden, der geht. Aber wir haben uns immer bemüht, die Türen weit offen zu halten, durch offene Gemeindearbeit, aber auch durch Ausstellungen in der Petrikirche. Was gut gelingt.
Wer wird Ihr Nachfolger?
Formal übernimmt Helmut Hitzbleck meine Pfarrstelle. Allerdings leistet er als Superintendent nur zu 25 Prozent Gemeindearbeit. Ein anderer Kollege stockt seine Stelle um 25 Prozent auf, die Arbeit im Bezirk übernimmt Pfarrerin Unterhansberg.
Im Sonntagsgottesdienst wird der Superintendent Sie feierlich verabschieden ...
Ja, er „entpflichtet“ mich, wie es offiziell heißt. Er nimmt die Aufgaben, die ich hatte, von meinen Schultern. Und vielleicht lebt es sich danach etwas anders.
Haben Sie schon Ideen?
Ich werde viel lesen, Kunstgeschichtliches vor allem, und reisen, wohl weiter auch mit der Gemeinde.
Bitte ergänzen Sie: Wenn ich nicht Pfarrer geworden wäre...
... wäre ich wahrscheinlich Jurist geworden. Aber dann wären wohl auch viele mich erfüllende Dinge an mir vorbei gegangen.