8. Juni 2013: Ehrenamtliche Helfer aus dem DRK-Landesverband Nordrhein starten zum Hochwassereinsatz in Magdeburg. Abschlussbesprechung vor der Abfahrt.
Magdeburg/Mühlheim. .
Land unter an der Elbe: Seit Sonntag sind auch vier ehrenamtliche DRK-Mitarbeiter aus Mülheim mit vor Ort. Daniel Muscheika (31), technischer Leiter der Wasserwacht, schilderte gestern Mittag ihren Hilfseinsatz per Handy.
Wo sind Sie gerade?
Daniel Muscheika: Etwas oberhalb des Hansehafens in Magdeburg, wo es ein Umspannwerk gibt. Wir sind heute Morgen ausgerückt, weil ein Deichbruch gemeldet wurde, was Probleme bei der Stromversorgung geben kann. Zum Glück ist der Deich doch noch nicht gebrochen, aber stark gefährdet.
Wie können Sie vor Ort helfen?
Muscheika: Ich selber, als Zugführer, sitze momentan im Einsatzleitwagen und nehme Aufträge entgegen, für Personalverstärkung, Material, Verpflegung. Aber meine Kollegen haben schon den ganzen Morgen im Wechsel Sandsäcke geschleppt: Immer eine halbe Stunde schleppen, eine halbe Stunde pausieren im Zelt. Denn hier brennt ganz schön die Sonne. Gestern haben wir Deichschau betrieben...
Sie laufen also die Deiche ab?
Muscheika: Genau, um zu prüfen, ob irgendwo Sickerwasser austritt. Auch den Pegel müssen wir immer im Auge behalten. Eine Teileinheit aus unserem Zug ist am Sonntag in ein überflutetes Gebiet gefahren und hat mit Booten die überschwemmten Häuser besucht, um festzustellen, ob noch Bewohner geborgen werden müssen. Aber sie haben keine Leute mehr angetroffen.
Wo übernachten Sie?
Muscheika: Als wir Sonntagnacht ankamen, haben wir einfach unsere Zelte auf dem Parkplatz aufgeschlagen, aber inzwischen sind wir in einer Grundschul-Turnhalle untergebracht. Es gibt auch Feldbetten. Keiner schläft auf dem Boden.
Haben Sie sich freiwillig zum Hochwassereinsatz gemeldet?
Muscheika: Ja, aber man muss natürlich schauen, wer von seinem Arbeitgeber freigestellt wird. Ich arbeite als Elektrotechniker in einem großen Duisburger Unternehmen. Mein Chef war gleich einverstanden, weil es ja eine wichtige Aufgabe ist.
Sie und Ihre DRK-Kollegen sind alle Ehrenamtler. Fühlen Sie sich auf den Ernstfall an der Elbe gut genug vorbereitet?
Muscheika: Ja, wir sind alle seit Jahren beim DRK tätig, haben viele Schulungen und Übungen absolviert. Ich selber habe 1992 beim Jugend-Rotkreuz begonnen und seitdem nicht mehr von dem Verein gelassen.
Mülheimer Feuerwehrleute, also professionelle Helfer, sind im Katastrophengebiet um Magdeburg im Einsatz, aber auch Freiwillige aus den Reihen des örtlichen THW und des Deutschen Roten Kreuzes. Dessen Wasserrettungszug NRW wurde durch die Bezirksregierung Düsseldorf alarmiert und sammelte sich am Samstagmittag auf dem Zoo-Parkplatz in Kaiserberg. Von hier ging es mit insgesamt 120 Helfern aus dem gesamten Landesverband Nordrhein, 30 Fahrzeugen sowie Rettungsbooten auf Anhängern als Kolonne mit Blaulicht los.
Aus Mülheim sind vier DRK-Ehrenamtliche dabei: Drei Männer und eine junge Frau, die noch studiert. Alle mussten sich kurzfristig entschließen: „Die Arbeitgeber waren diesmal sehr großzügig“, sagt Helmut Storm, langjähriger Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes, der eigentlich gerade in den Ruhestand verabschiedet wurde. Schon 2002, bei der letzten großen Flut in Ostdeutschland, waren Hilfskräfte des DRK Mülheim vor Ort: „Aber sie sind nicht mehr zum Einsatz gekommen“, erinnert sich Storm. „Die Situation hatte sich entspannt.“ Was man dieses Mal leider nicht behaupten kann.
Außer Personal gab der Kreisverband Mülheim auch 125 Betten und Matratzen, 3000 Geschirreinheiten und Verpflegung für die Helfer mit nach Magdeburg. Der Einsatz der Ehrenamtlichen wird voraussichtlich bis zum kommenden Freitag dauern.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.