Mülheim. .
„Neue Zeiten für Familie“ – diesen vielversprechenden Titel trägt ein bundesweites Bündnis, dem sich jetzt 18 nordrhein-westfälische Großstädte angeschlossen haben. Auch Mülheim macht mit.
Die Stadtoberhäupter treten an, in ihrem jeweiligen Beritt bessere Rahmenbedingungen besonders für Berufstätige mit Kindern zu schaffen, was längst als bedeutender Standortfaktor gilt. Familien sollen, so das Ziel, nicht nur wirtschaftlich abgesichert sein und auf eine gute Infrastruktur zurückgreifen können, sondern auch von typischen Zeitproblemen künftig entlastet werden. Konflikte, die Kinderlose in der Form nicht kennen.
Öffnungszeiten anpassen
Einige Beispiele, die den Alltag oft erschweren: Öffnungszeiten von Betreuungseinrichtungen und Schulen passen nicht zu den Arbeitszeiten der Eltern, erst recht in den Ferien; Behörden, Arztpraxen, öffentliche Büchereien, aber auch Freizeiteinrichtungen wie Schwimmbäder sind bisweilen geschlossen, wenn Eltern und Kinder Zeit hätten. Im Alltag erzeugt das oft zusätzlichen Stress, begrenzt auch Möglichkeiten gemeinsamer Aktivitäten.
„Wir werden mit unseren Partnern vor Ort die Zeitkonflikte, denen Familien ausgesetzt sind, in den Blick nehmen und dort Abhilfe schaffen, wo es möglich ist“, verkündete Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld am Mittwoch. Die unterzeichnenden Städte wollen nach einem Jahr gemeinsam Bilanz ziehen.
Der Weg in Mülheim könnte führen über das am Nikolaustag 2004 gegründete Bündnis für Familie. OB Mühlenfeld, die hier als Vorsitzende fungiert, will die Zeitproblematik in der nächsten Sitzung des Kuratoriums auf die Tagesordnung setzen, die allerdings erst nach den Sommerferien im September stattfindet.
Erst mit Familien reden
„Wir sind hier noch ganz am Anfang“, bestätigt Dr. Claudia Roos, Geschäftsführerin des Mülheimer Bündnisses für Familie, „aber die Familienzeitpolitik wird ein Thema werden.“
Zunächst aber müsse man mit den Familien reden, um zu ergründen, wo die Probleme im Einzelnen liegen. Ganz unabhängig von der gerade gestarteten Städteinitiative, so Roos, habe sie jüngst selber auf dem Verwaltungswege vorgeschlagen, die Fristen für die Einladung zur Einschulungsuntersuchung zu verlängern. „Wenn der Brief erst eine Woche vorher kommt und Eltern kurzfristig freinehmen müssen, schaut mancher Arbeitgeber vielleicht etwas komisch...“ Eines von vielen kleinen Beispielen, die den Alltag manchmal erschweren.