Donnerstag und Freitag ruft die IG Metall zu Protestveranstaltungen auch in Mülheim auf, um Druck für die laufende Tarifrunde zu machen. Plädoyer für Mindestlohn bei der Maikundgebung

"Du hast mehr verdient!" Das Motto zum gestrigen 1. Mai nimmt die IG Metall wörtlich. Der 1. Bevollmächtigte Ulrich Dörr kündigte auf dem Rathausmarkt "massive Warnstreiks" in Mülheim , um in der laufenden Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie Druck zu machen.

"2,5 Prozent sind eine Zumutung", zerpflückte Dörr unter lautem Beifall der - geschätzten - 1500 Teilnehmer der Mai-Kundgebung das Angebot der Arbeitgeber. Die IG Metall fordert 6,5 % und der Gewerkschaftschef erkärte auch warum: "Wir wollen teil haben an der guten Konjunktur und an den guten Gewinnen in der Metallbranche." Dörr zeigte sich entschlossen: "Uns ist bislang nie etwas geschenkt worden. Wir werden hart aber fair kämpfen." Von den Warnstreiks betroffen sein werden wohl das brummende Siemens-Dampfturbinenwerk und auch mehrere mittelständische Unternehmen wie Neumann Elektronik und Wernert Pumpen. Überraschungen sind nicht ausgeschlossen.

Unterstützung erhalten die Metaller auch von Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld. "Die Kolleginnen und Kollegen haben ein Recht auf Teilhabe am Aufschwung", erklärte sie in ihrem Grußwort. Sie brach auch eine Lanze für die Einführung des in der Berliner Koaltion umstrittenen Mindestlohns von 7,50 E. "Mit 4,35 Euro Stundenlohn kann eine Floristin in Sachsen-Anhalt doch nicht leben", so Mühlenfeld. Deshalb plädiert sie für einen Mindestlohn "in allen Tarifgebieten" und nicht nur dort, "wo die Gewerkschaften stark sind".

Das sieht auch der Europäische Gewerkschaftsbund so. Dessen stellv. Vorsitzender und Generalsekretär Reiner Hoffmann rief dazu auf, sich auch mal "bei den deutschen Gewerkschaften zu bedanken", die in den letzten Jahrzehnten viel für die Arbeitnehmer erreicht hätten. An die Adresse der Wirtschaft richtete er die Botschaft: "Mit dem Angebot eines Konjunkturbonus kommen Sie nicht davon. Den Fall der Realeinkommen müssen wir endgültig stoppen."

Denn die laufenden Tarifverhandlungen bei Metall und im Handel sind nicht die einzigen Bewährungsproben des Jahres. IG-Metall-Chef Ulrich Dörr sagte den 50 000 Telekom-Beschäftigten, die auf bis zu 20 % ihrer Gehälter verzichten sollen, die Solidarität aller Gewerkschafter zu. Protest hagelte es bei der Kundgebung gegen die von der CDU/FDP-Landesregierung geplanten Einschnitte bei der Mitbestimmung im Öffentlichen Dienst. Mit einer großen Delegation war deshalb auch die Gewerkschaft der Polizei auf dem Rathausmarkt vertreten. Ihr Slogan: "Für Ihre Sicherheit. Bürgernahe Polizei statt Organisations-Chaos."