Mülheim. .

Das Programm des letzten Sinfoniekonzertes der Saison in der Stadthalle lag ganz auf der Linie der aparten Gestaltung, die sich seit einiger Zeit entwickelt hatte. Dabei hätte es sich mit seiner Vielzahl von Opernarien, darunter ausgesprochene „Ohrwürmer“, in die Unverbindlichkeit von Sonntagsmittags-Konzerten verlaufen können, wenn es nicht gerade von diesen Interpreten realisiert worden wäre.

Unsentimentale Nostalgie

Das Mendelssohn Kammerorchester Leipzig gehört zu den profiliertesten Ensembles in Deutschland, seinem Leiter Gunnar Harms merkt man an, dass er auch durch die Schule des Phrasierungsfetischisten Celibidache gegangen ist. So bekamen gleich zu Beginn die italienischgefälligen Themen und Motive von Rossinis Streichersonate Nr. 6 individuellen Charakter, mutierten quasi zu scharf ausgeprägten Figuren einer Art von Commedia dell´Arte.

Puccinis ohnehin sehr gefühlvoller Trauergesang „Crisantemi“ kam leicht schwingend, nicht so sentimental breitgetreten, wie man ihn manchmal zu hören bekommt. Besonders beeindruckend Respighis Suite nach alten Lauten-Tänzen und -Liedern: Unsentimentale Nostalgie in klarem südlichem Licht, vibrierend vor innerer Spannung, Beschwörung einer idealen „Italianitá“.

Heftiger Schlussbeifall und Zugabe

Star des Abends war aber die Oboistin Clara Dent mit etlichen Opernarien von Händel bis Puccini. Sie verstand es, ihrem Instrument, das ohnehin der menschlichen Stimme am nächsten kommt, alle Vorzüge großen Gesanges zu entlocken: sinnlich, geschmeidig, ausdrucksvoll differenziert und auch virtuos, denn der Bearbeiter, Andreas N. Tarkmann, hatte es verstanden, durch geschickte Änderungen aus den Arien vollgültige Instrumentalstücke zu machen, ohne ihren Charakter zu verändern.

Dass die Solistin zu den Stücken von Verdi wohl eine ganz enge Affinität besaß, provozierte natürlich einen besonders heftigen Schlussbeifall und eine Zugabe. Eine begeistert aufgenommene Neuerung, die beibehalten werden sollte, war das anschließende Gala-Dinner für Abonnenten und Künstler im Marmorsaal. Das bereits vorliegende Programm der nächsten Saison verspricht wiederum hohen Musikgenuss auch abseits ausgetretener Pfade.