Mülheim. .

Die Uraufführungen von zwei der vier im Sinfoniekonzert gehörten Werke verbucht die Musikgeschichte unter „Pleiten, Pech und Pannen“. Das Londoner Chaos bei der Feier des Aachener Friedens 1749 mit Händels „Feuerwerksmusik“ gipfelte darin, dass Pyrotechniker mit Degen aufeinander losgingen, weil sie sich gegenseitig die Schuld am Brand des Bühnenaufbaus gaben.

Dass bei der Uraufführung von Haydns 102. Sinfonie (1795 ebenfalls in London) durch einen herabfallenden Kronleuchter niemand zu Schaden kam, wurde als „The Miracle“ bezeichnet, was als Beiname ungerechterweise der 96. Sinfonie angehängt wurde.

Funkensprühende barocke Prunkmusik

Ganz so dramatisch ging es im fünften Mülheimer Sinfoniekonzert nicht zu, wenn auch die glänzend disponierte Rheinische Philharmonie unter Daniel Raiskin gleich zu Beginn mit drei Sätzen aus der „Feuerwerksmusik“ gehörig einheizte, eine funkensprühende barocke Prunkmusik, von mitreißender rhythmischer Energie durchpulst.

Dass man auch ganz anders konnte als strahlend-festlich, war im Cello-Konzert e-moll zu erleben, Edward Elgars letztem Werk, einer Endzeitmusik voller Melancholie, Tragik und sich mitunter im fast Unhörbaren verlierender Abschiedsstimmung, welcher der Solist Julian Steckel durch sensibelste Gestaltung motivischer Details ihre ergreifende Tiefe gab. Hier wurde gleich in den einleitenden Solotakten klar, dass wir es mit einem der herausragenden Künstler seiner Generation zu tun haben.

Erhabene Einfachheit

Der zweite Teil des Abends war Joseph Haydn gewidmet. Zunächst die Londoner Sinfonie Nr. 102, ein Werk von enormem Einfallsreichtum und vor allem im ersten und dritten Satz fast romantischen Zügen, aber alles im hellen Lichte Haydn´schen Esprits, dessen oft überraschende Pointen voll zur Wirkung kamen. Der „Choral St. Antoni“, das Thema der Brahms´schen Haydn-Variationen, stammt nach Meinung mancher Musikwissenschaftler nicht von Haydn selbst.

In seiner erhabenen, gleichwohl raffinierten Einfachheit wäre es ihm aber völlig angemessen. Brahms entwickelte aus seinen Bestandteilen eine Reihe charakterlich unterschiedlichster Variationen, in deren Schluss-Passacaglia sich das Thema aus seiner rudimentären Substanz wieder zu triumphaler Größe erhebt. Dass nach so einem Schluss noch eine Zugabe fällig war, versteht sich fast von selbst.