Mülheim.
Im 13. Jahr läuft „Der kleine Prinz“ im Theater an der Ruhr. Am 21. April werden Roberto Ciulli und Maria Neumann ihre 182. Vorstellung bestreiten. „Der kleine Prinz“ geht nun über Mülheims Grenzen hinaus und bekommt Brüder. Zwei neue Fassungen der Mülheimer Aufführung hat Roberto Ciulli in den letzten Monaten in der Türkei und in Spanien inszeniert: „El Principito“ ist im Theatro de La Abadia in Madrid und „Küçük Prens“ am „Bitiyatro“ in Istanbul zu sehen.
Zustande gekommen sind diese Inszenierungen durch die lange kulturpolitische Arbeit, aber auch durch persönliche Kontakte. So war Nihat Ileri, der den Küçük Prens in Istanbul spielt, früher „zwei Jahre hier am Theater“, sagt Roberto Ciulli. Seit Mitte der 1980er Jahre läuft die Zusammenarbeit mit der Türkei. Um nur einige Stationen zu nennen: Im März 1989 gastierte das Türkische Staatstheater erstmals nach 1945 in Deutschland. Ciulli gab Seminare für Schauspieler in der Türkei. Im Januar 1994 gab es erstmals eine Koproduktion: Mit Schauspielern aus der Türkei erarbeitete Robert Ciulli in Mülheim „Bernarda Albas Haus“ von Lorca in türkischer Sprache.
Die Brücke zwischen Ruhr und Bosporus
Nach der Premiere in der Stadthalle und einer Tournee durch Deutschland wurde die Inszenierung ins Repertoire des Staatstheaters der Türkei aufgenommen. 2005 inszenierte Ciulli „Dantons Tod“ in Istanbul. Bis heute trägt die kulturelle Brücke von der Ruhr an den Bosporus und wieder zurück. Ein Pfeiler ist auch die neue Reihe „Szene Istanbul“ mit Gastspielen der jungen Generation, die sich in der Türkei von Stadt- und Staatstheater „zunehmend emanzipiert und viel lebendiger ist“, erläutert Ciulli. Dass sich diese freie Theaterszene in der Türkei entwickeln konnte, „dazu haben wir auch ein bisschen beigetragen“, so der Theaterleiter. Schauspielerin Christine Sohn habe diese Bewegung mit angestoßen und sei Mitbegründerin eines kleinen Theaters.
Nach Spanien führte die Prinzen-Rolle einerseits über ein Gastspiel von „Kaspar“ beim Festival in Madrid, im Gegenzug folgte die Inszenierung, so Ciulli. Treibende Kraft war auch der Kontakt zu Schauspieler José Luis Gómez, „der in Bochum studiert hat“. Er habe den Wunsch gehabt, die Rolle zu spielen: „Ein großer Erfolg in Spanien.“
Multilinguales Theaterstück
Zurück nach Mülheim: Für die nächste Spielzeit am Raffelberg gebe es Überlegungen, dem Publikum alle drei Prinzen in der deutschen, türkischen und spanischen Fassung zu zeigen: „In unterschiedlichen Sprachen und gespielt von sechs ganz verschiedenen Personen.“
Derweil ist der rührige Theaterchef am Raffelberg mit gleich zwei neuen Inszenierungen für die nächste Spielzeit beschäftigt: „Monsieur Chasse“, eine Komödie von Georges Feydeau sowie das Projekt „Squatsch“. Ein komisch-musikalisches Unternehmen, das das Älterwerden in einem Seniorenheim mit dem Blick eines Clowns auf die Welt in den Fokus rückt: Eine versöhnliche Sichtweise auf das Alter.