Mülheim. .
Die drei Musiker wirken etwas verloren auf der großen Bühne der Stadthalle und auch die Reihen sind merklich gelichtet. Rund 400 Besucher fanden Freitagabend den Weg zum Konzert der Klanglandschaften-Reihe des Theater an der Ruhr. Das wäre rein zahlenmäßig zu viel für den Saal am Raffelberg gewesen, und so ist man in die Stadthalle ausgewichen. Wenngleich dieses sehr spezielle, kleinere und intimere Format mit avantgardistischen Anklängen viel besser ins Theater an der Ruhr gepasst hätte. Was aber mehr mit der Atmosphäre als mit der Qualität dieses Konzertes auf hohem Niveau zu tun hat.
In kleiner Trio-Besetzung
„Mr. Avant-Garde Folk“ wird der Grammy-Preisträger Arto Tunçboyaciyan mit armenischen Wurzeln in der internationalen Szene gern genannt. In den USA spielte der türkische Musiker schon an der Seite von Stars wie Chet Baker, Don Cherry und Al Di Meola. Der quirlige Mann mit karierter Kappe, T-Shirt und fliegenden Händen am Schlagzeug war aus New York angereist. Die Trio-Besetzung ergänzten sein Weggefährte Ara Dinkjian, der sich als Erneuerer des traditionellen Oudspiels versteht, sowie Baris Güney, der es versteht, der Baglama, einer Langhalslaute, ungeahnte Klänge zu entlocken – fernab arabischer Folklore.
Die Drei haben sich aufgemacht, weit über die Grenzen des anatolischen Klangkosmos zu gehen, ihn für andere, neue Stile zu öffnen und experimentell in Richtung Weltmusik zu transformieren.Die Arrangements reichen von leisen, melodiösen und fast meditativen Liedern für die Seele bis hin zu treibenden Rhythmen, wenn Arto Tunçboyaciyan mit stetig steigerndem Trommelwirbel seine Mitstreiter anfeuert.
Musikalische Überwindung von Grenzen
Und die können gut und gerne mithalten. Es ist ein gegenseitig inspirierender Dialog mit Instrumenten, der sich da auf der Bühne abspielt. Ihre Sprache ist die Musik. Zwischendurch kommuniziert Arto Tunçboyaciyan auch gern mal mit dem Publikum – über sprachliche und territoriale Grenzen hinweg. Weltmusik im besten Sinne. Viele türkisch stämmige Besucher aus der Rhein-Ruhr-Region sind gekommen. In der Türkei hat Arto Tunçboyaciyan ein Fan-Publikum. Darunter einige aus Köln, wo es eine große armenische Gemeinschaft gibt, weiß Klanglandschaften-Kurator Rolf Hemke.
Intensives Konzerterlebnis
Handys werden während der Vorstellung gezückt, um das Konzertereignis im Foto festzuhalten. Über zwei Stunden lang spielt das Trio. Aber auch für die wenigen deutschen Gäste im Publikum dürfte dieser Abend ein intensives Konzerterlebnis gewesen sein, das einen bereichernden Einblick in hier eher unbekannte Musikgefilde gewährte.